Die erste Wetterkarte der ZAMG vom 1. Juli 1865 (Teil 1) zeigt Linien gleicher Abweichung der Temperatur vom Normalwert. Der Himmelszustand wird durch Kreise verschieden blauer Tönung angegeben. Lichtblaue Farbe bedeutet z.B. wolkenlos.

Foto: ZAMG

Teil 2 der Karte zeigt Linien gleicher Abweichung des Luftdrucks vom Normalwert. Die Pfeile zeigen die Windrichtung an, ihre "Befiederung" und Länge die Windstärke.

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Wien – Verlässliche Wetterprognosen waren nicht immer eine Selbstverständlichkeit: Am 1. Juli 1865 machte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit der ersten Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie aber einen bedeutsamen Schritt in diese Richtung. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit, heute kann hingegen auf automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle zurückgegriffen werden.

Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Datenübermittlung vonstatten ging. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich. Auf der Weltausstellung in London 1851 konnte dann erstmals eine aktuelle Wetterkarte der Öffentlichkeit präsentiert werden.

k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus

Einer, der die junge Wissenschaft der Wettervorhersage massiv vorantrieb, war Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus hieß. Er ließ auf dem Gebiet der gesamten Monarchie meteorologische Beobachtungsstationen einrichten, und der Ausbau des Telegrafensystems ermöglichte die zeitnahe Datenübermittlung.

So wurde am 1. Juli 1865 die erste regelmäßige Wetterkarte für die Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt.

Von der Handzeichnung zur Automatisierung

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen, und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit.

Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer.

Nicht vom Aussterben bedroht

Ganz verdrängt wurde die tägliche Wetterkarte aber noch nicht, sagt der Leiter der ZAMG-Wettervorhersage in Wien, Klaus Stadlbacher: "Wir erstellen immer noch eine tägliche Wetterkarte. Zum einen ist sie bei vielen Kunden beliebt, weil sie einen schnellen Überblick bietet, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit, sich zu Beginn des Vorhersagedienstes in die aktuelle Wetterlage einzuarbeiten."

Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste beschäftige sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft, so Stadlbacher: "Alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen." (red, APA, 30.6.2015)