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Der Germanwings-Airbus zerschellte am 24. März in den französischen Alpen. Dabei kamen Copilot Andreas L. und alle 149 Passagiere ums Leben. Der Flug sollte von Barcelona nach Düsseldorf gehen.

Foto: AP/Yves Malenfer, Ministere de l'Interieur

Berlin – 24. März 2015, Germanwings-Flug 4U9525 Barcelona-Düsseldorf, 150 Tote. Diese Eckdaten haben sich ins kollektive Bewusstsein der Deutschen eingeprägt. Als wenig später klar wurde, dass der 27-jährige Copilot Andreas L. den Absturz des Germanwings-Airbus absichtlich herbeigeführt hatte, da versprachen Germanwings und ihre Mutter Lufthansa, den Hinterbliebenen schnell finanziell zu helfen. 50.000 Euro Soforthilfe wurden den Angehörigen jedes Verstorbenen ausbezahlt.

Nun hat Germanwings ein erstes Angebot über Schmerzensgeldzahlungen angekündigt. 25.000 Euro pauschal bietet sie für jedes Opfer. Nahe Angehörige (Eltern, Kinder) sollen noch einmal 10.000 Euro zusätzlich erhalten.

Opferanwalt: "Beschämend"

Der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens hält diese Summen für nicht angemessen: "Ich kann mir kaum vorstellen, dass auch nur eine Opferfamilie das annimmt. Das ist international beschämend", sagt er und kritisiert, dass die Lufthansa versuche, sich der Verantwortung zu entziehen. Wellens vertritt 15 Opferfamilien mit insgesamt 60 nahen Angehörigen.

Für Irritationen sorgt außerdem, dass die Lufthansa den Angehörigen empfiehlt, sich für Entschädigungszahlungen auch an den deutschen Staat zu wenden. Sie verweist dabei auf das Opferentschädigungsgesetz. Gemäß diesem haben die Opfer von Gewalttaten Ansprüche gegen den Staat, Flugzeugabstürze sind ausdrücklich mit eingeschlossen.

"Der Staat muss aber nur einspringen, wenn es keinen Täter gibt", sagt Opferanwalt Wellens. Copilot Andreas L. ist vor wenigen Tagen in aller Stille auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Montabaur begraben worden. Die Verwaltung hatte den Friedhof dafür abgesperrt, Polizisten in Zivil sicherten das Begräbnis.

Keine neuen Cockpitregeln

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat am Dienstag in Berlin den Zwischenbericht jener Expertengruppe vorgestellt, die nach dem Unglück über die Sicherheitsregeln in der deutschen Luftfahrt beriet. Klar ist bereits, dass es bei der Cockpittüren keine Änderungen geben wird. Sie wird weiter nur von innen zu öffnen sein. Auch die nach dem Absturz eingeführte Zwei-Personen-Regel im Cockpit bleibt.

Die Experten empfehlen den Airlines jedoch, die Anlaufstellen für Mitarbeiter mit psychischen Problemen zu stärken. Außerdem soll geprüft werden, wie die Kontrollen auf Medikamente, Drogen oder Alkohol intensiviert werden können. Eine entsprechende Initiative will der Verkehrsminister aber nicht im Alleingang starten, sondern nur auf europäischer und internationaler Ebene. (Birgit Baumann, 30.6.2015)