Eisenstadt – In Eisenstadt haben am Samstagnachmittag Gegner der rot-blauen Koalition im Burgenland erneut ihr Missfallen mit einer Demonstration bekundet, die auch diesmal friedlich verlief. Der Protestzug führte bei brütender Hitze vom Hauptplatz an der SPÖ-Parteizentrale vorbei zum Landhaus. Danach fand in der Pannonischen Tafel der Ausklang statt.

Die Teilnehmer – nach Schätzungen der Polizei waren rund 120 gekommen, die Veranstalter erwähnten in ihren Dankesworten am Schluss 250 Personen – mussten auf der Strecke der prallen Sonne trotzen. In ihren Botschaften übten einige Redner scharfe Kritik: Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sei "ständig darum bemüht, die burgenländische SPÖ als brave Landesorganisation ohne Verbindung zur Bundes-SPÖ und ihren rechten Machenschaften zu verkaufen", meinte etwa David Lang von der Offensive gegen Rechts – Burgenland.

Doch die FPÖ im Burgenland unterscheide sich "keineswegs" von der Bundespartei. Die Freiheitlichen würden im Burgenland eine Höchstgrenze der aufzunehmenden Flüchtlinge von einem Prozent der Gesamtbevölkerung trommeln: "Der aktuelle Prozentsatz liegt bei 0,39", sagte Lang.

Erinnerungen an NS-Zeit

Er sei eineinhalb Jahre gewesen, als seine Familie von den Nationalsozialisten vertrieben worden sei – von "jenen Nazis, die heute von der FPÖ so kleingeredet und verharmlost werden", erzählte Ludwig Popper von SOS Mitmensch Burgenland, als der Zug vor der SPÖ-Parteizentrale in der Permayerstraße Halt machte. Mit der Koalition von SPÖ und FPÖ passiere "etwas, was ich für unmöglich gehalten hätte", ortete Popper bei den Sozialdemokraten einen Verlust an Werten.

Vor dem Landhaus kamen auch Flüchtlinge zu Wort: "Wir sind nach Europa gekommen, weil wir ein besseres Leben suchen, weil unser Leben uns genommen worden ist", erzählte einer von ihnen und richtete eine Bitte an die Behörden: Man brauche Dokumente und Bescheide, um in Österreich aufenthaltsberechtigt zu sein.

Bevor die Demonstranten zum Abschluss Richtung Pannonische Tafel marschierten, meinte SJ-Vorsitzende Julia Herr, für die Sozialistische Jugend, die einmal im Jahr eine Antifaschismuskampagne durch ganz Österreich fahre, sei es "extrem schwer, mit dieser Situation jetzt umzugehen". Die einzige Möglichkeit sei, diese Kampagne trotzdem und vor allem im Burgenland viel stärker zu fahren "und einfach weiterhin darauf aufmerksam zu machen, dass diese Hetze, die herrscht, absolut nicht ok ist". (APA, 4.7.2015)