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Paukenschlag an der Musikuni Wien: Die Betriebsversammlung fordert den Universitätsrat zum Rücktritt auf.

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Vizerektor Rudolf Hofstötters Abberufung und Wiederkehr sorgen weiter für Nachwehen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

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Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager hat den Unirat der Musikuni Wien bereits im Juni verlassen.

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Wien – An der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) brodelt es weiter. Die Betriebsversammlung, also die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MDW, fordert in einer Resolution den Unirat zum Rücktritt auf. (Download des Dokuments links). Die Mitglieder dieses Gremiums müssten "die Verantwortung für ihre Handlungen" übernehmen.

Als Grund für die Rücktrittsaufforderung wird angeführt, dass der Musikuni "durch die Handlungen des Universitätsrats im Zusammenhang mit der versuchten Abberufung von Vizerektor Rudolf Hofstötter ein beachtlicher wirtschaftlicher Schaden und ein enormer Imageverlust entstanden sind". Der Unirat trage dafür die Hauptverantwortung.

180.000 Euro für geräuschlosen Rücktritt

Wie DER STANDARD berichtete bot der Unirat der MDW Vizerektor Hofstötter zur Lösung massiver uniinterner Konflikte 180.000 Euro (später wurden 200.000 geboten), wenn dieser geräuschlos und unter absolutem Stillschweigen seinen Posten zwei Jahre vor Ablauf der Amtszeit verlassen und zurücktreten würde. Der Betrag sollte laut Abfindungsangebot vom 23. Oktober 2013, das dem STANDARD vorliegt, "zusätzlich zu den ihm gesetzlich und kollektivvertraglich zustehenden Ansprüchen" aus der vorzeitigen Beendigung seines Dienstvertrags als Vizerektor fließen.

Hofstötter sprach im April von einem "rechtlich zwar nicht anfechtbaren, aber politisch höchst problematischen Geldangebot", das ihm gemacht worden sei. Er lehnte ab, worauf ihn der Unirat offiziell abberief. Hofstötter klagte, bekam vom Verwaltungsgerichtshof (VwGH) recht, der den Abberufungsbescheid des Unirats am 18. Februar 2015 aufhob (Entscheid im Internet öffentlich einsehbar). Ende März kehrte Hofstötter zurück an die Musikuni und amtiert seither wieder als Vizerektor für zentrale Ressourcen.

Turbulente Rektorinnenwahl

Kurzzeitig überschnitt sich der Fall noch mit einer turbulenten Rektoratswahl, die deshalb für Aufregung sorgte, weil der Unirat mit Regula Rapp, einer deutschen Musikwissenschafterin, die auf Platz drei gereihte Kandidatin der vom Senat auf Platz eins gereihten MDW-Vizerektorin Ulrike Sych vorgezogen hatte. Das Gesetz sieht eigentlich keine Reihung vor.

Sych, die damals – neben ihren Bereichen Lehre und Frauenförderung – mit dem per VwGH-Bescheid zurückgekehrten Vizerektoratskollegen Hofstötter plötzlich dieselben Agenden (zentrale Ressourcen) zu betreuen hatte, legte daraufhin am 8. April wegen der "Umstände im Rektorat" ihr Amt als Vizerektorin zurück. Mitte Mai teilte dann die designierte Rektorin Rapp schließlich mit, dass sie für das Amt nicht zur Verfügung stehen werde. Der Unirat wählte daraufhin doch Sych zur Rektorin.

Kirchschlager als Unirätin zurückgetreten

Und nun also die Nachwehen der Causa Hofstötter mit der Rücktrittsaufforderung an die Uniräte. Wobei: Ein Uniratsmitglied aus jener Zeit, aus der die Vorfälle herrühren, muss sich nicht mehr angesprochen fühlen. Die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager findet sich nämlich nicht mehr auf der Homepage der MDW. Stattdessen wird das fünfte Ratsmitglied namenlos als N. N. ausgewiesen.

Aufklärung liefert das Mitteilungsblatt vom 1. Juli 2015, in dem Uniratsvorsitzende Haide Tenner-Russ unter Punkt 193 berichtet: "Kammersängerin Angelika Kirchschlager ist mit 23.6.2015 von ihrer Funktion als Mitglied des Universitätsrats zurückgetreten."

Kirchschlager war bei fünf der sieben Rektorshearings – auch dem der später gewählten Rapp und jenem von Sych – gar nicht anwesend, wählte Rektorin Rapp aber mit. Man habe von allen Kandidatinnen und Kandidaten "die Statements der Selbstpräsentation ja schriftlich", sagte damals Uniratsvorsitzende Tenner-Russ.

Nach Kirchschlagers Abgang bleiben im Unirat neben Tenner-Russ nun also noch Roland Geyer, Intendant des Opernhauses Theater an der Wien, Veronica Kaup-Hasler, Intendantin des Steirischen Herbstes, und der ehemalige Chef der Wiener Börse, Stefan Zapotocky.

14 Fragen, 14 "unzureichende" Antworten

Dass sie der Rücktrittsaufforderung der Betriebsversammlung nachkommen, ist nicht zu erwarten, denn eine Kontaktaufnahme der MDW-Betriebsversammlung mit den Uniräten verlief nicht wirklich so, wie es sich die Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter erwartet hatten. Im Gegenteil. Ein Fragenkatalog der Betriebsversammlung sei "unzureichend, ausweichend und respektlos" beantwortet worden, heißt es in der Resolution, die von Betriebsratsvorsitzendem Stefan Schön unterzeichnet ist. Uniratsvorsitzende Tenner-Russ war am Freitag nicht erreichbar.

Die 14 Fragen (im Download-Dokument nachzulesen) befassen sich mit der "Abberufung des Vizerektors Hofstötter", mit dem "Prozedere bei der Rektorswahl" und mit der "weiteren Zusammenarbeit von Universitätsrat und den Mitarbeiter(inne)n der MDW".

Auf die letzte Frage, welche Konsequenzen sich für den Unirat aus seiner Verantwortung in der "Angelegenheit der durch den VwGH aufgehobenen Abberufung" von Vizerektor Hofstötter ergeben, lautet die Antwort: "Keine." (Lisa Nimmervoll, 3.7.2015)