Am Samstag zu hören: die 1972 in Zagreb geborene und in Klagenfurt lebende Autorin Anna Baar. Ihr Romandebüt "Die Farbe des Granatapfels" erscheint im August bei Wallstein.

Foto: Johannes Puch

So viel kann vorweggeschickt werden: Nach den Sponsor- und Politikerinterviews am Eröffnungsabend darf das 40. Jubiläum der Tage der deutschsprachigen Literatur nächstes Jahr als gesichert angesehen werden. Insbesondere, als Wirtschaftsmenschen und Politiker in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern und dauernd zu lesen scheinen. Das bekennen sie zumindest, wenn sie danach gefragt werden. Oho. Das freut.

Denn die Zeiten, die ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard in ihrer Rede in Anlehnung an Ingeborg Bachmanns Gestundete Zeit als "harte Tage" bezeichnete, gehen auch an den Kostenträgern des Wettlesens nicht spurlos vorüber.

Schlicht und einfach weiße Wände. Die hat ein Sparprogramm dem diesjährigen Bachmannpreis als Kulissen verordnet. Sein statt Schein, Focus auf den Inhalt statt auf die Form, so ließe sich idealistischer Weise argumentieren. Oder aber vom Bachmann-Zitat "Ich weiß keine bessere Welt ..." am rechten Bühnenrand ableiten: Ein weißes Stück Papier mit all seinen Möglichkeiten – was will man mehr?

Der Preis muss sparen

Wo die 14 Teilnehmer bis Samstagnachmittag im Stundentakt lesen werden, wurde Mittwochabend – nach dem obligatorischen Brimborium aus Dank, locker-flockigen Interviews und Appläusen – auch ihre Startreihenfolge ausgelost (siehe unten), bevor Peter Wawerzinek, Bachmannpreisträger von 2010, sich zum Österreicher machte bzw. wünschte.

Denn in seiner Tinte kleckst nun einmal betitelten Rede zur Literatur – oder passender: zum Literaten – näherte sich der Autor der eigenen (Schreib-) Biografie. Als "halb Mensch, halb Schreiberling" offenbart er sich da: Bei seinem ersten Antreten in Klagenfurt vor 25 Jahren hier literarisch geboren, hadert er in dem (als Extended Version bei Johannes Heyn erschienenen) Bekenntnis – viel Nabelschau, viel Namedropping, ein wenig Poetik – mit dem Alkohol, "gutverdienenden Schlechtautoren" und der bedrohten Existenz eines "väterlichen Verlegers" in Zeiten des Self Publishing und anderer, von Medienriesen getriebener Vermarktungsvorgänge.

Bleibt zu hoffen, dass solches dem diesjährigen Teilnehmerfeld – das mit einigen Namen aufhorchen lässt – erspart bleibt. Unabhängig davon, ob die Fehlbarkeit, von der Juryvorsitzender Hubert Winkels in seiner Antrittsrede seine Kollegen zur Beruhigung der Kandidaten nicht außer Zweifel stellte, zum Fall wird oder nicht.

Reihenfolge der Lesungen

Den Auftakt am Donnerstagvormittag bestreiten Katerina Poladjan (10 Uhr), Nora Gomringer (11 Uhr) und Saskia Hennig von Lange (12 Uhr), am Nachmittag sind dann Sven Recker (13.30 Uhr) und die Grazerin Valerie Fritsch (14.30 Uhr) dran.

Der Freitag beginnt mit dem aus Kärnten stammenden und in Berlin lebenden Peter Truschner, ihm folgen die Wienerin Michaela Falkner und Tim Krohn sowie nach der Mittagspause Monique Schwitter und die erst 23-jährige deutsche Autorin und Redakteurin des "Welt"-Feuilletons, Ronja von Rönne.

Für den Abschluss am Samstag zeichnen Jürg Halter, die Klagenfurterin Anna Baar, die Linzerin Teresa Präauer und Dana Grigorcea verantwortlich. (Michael Wurmitzer, 2.7.2015)