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Christine Lagarde zieht ihren strikten Kurs durch.

Foto: Reuters/Jonathan Ernst

Washington – Nach der Zuspitzung der griechischen Finanzkrise hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, der linksgerichteten Regierung in Athen indirekt Unvernunft vorgeworfen. "Angesichts des Maßes an Unsicherheit, Verwirrung und ständiger Bewegung wäre aus meiner Sicht weiterhin ein bisschen mehr Erwachsensein erforderlich", sagte Lagarde am Mittwoch dem US-Fernsehsender CNN.

Dass Griechenland gegenüber dem IWF in Zahlungsverzug geraten sei, sei "eindeutig keine gute Entwicklung". Schließlich hindere das den Fonds derzeit daran, Griechenland weitere Hilfen zukommen zu lassen. Voraussetzung für weitere Hilfen seien weitere tiefgreifende Reformen, die der IWF und die EU gefordert hatten. "Das sind strukturelle Reformen, steuerliche Anpassungen, um sicherzustellen, dass das Land auf einem nachhaltigen Weg ist", so die IWF-Chefin.

Forderung nach "harten Maßnahmen"

Die Mitgliedsstaaten des IWF wollen laut Lagarde, dass die Krise und die derzeitige Unsicherheit beendet werden. Sie seien aber "auch sehr darauf bedacht, dass diese Angelegenheit auf eine faire Weise geregelt wird, und sie sehen keinen Grund, warum es einen Sonderfall oder eine Sonderbehandlung geben sollte". "Ob man nach Irland oder Portugal in der Eurozone schaut oder in andere Länder auf anderen Kontinenten, diese Situationen kommen vor, Länder müssen harte Maßnahmen ergreifen", so Lagarde.

Zugleich zeigte sie Mitgefühl mit den Nöten der griechischen Bürger. Die von den Gläubigern geforderte stärkere Eintreibung von Steuern müsse vor allem bei den Reichsten ansetzen. "Auf der anderen Seite muss natürlich ein soziales Sicherheitsnetz schrittweise aufgespannt werden", so Lagarde. Trotz des Zahlungsrückstands der griechischen Regierung engagiere sich der IWF weiter für das Land – "das ist die Mission des Fonds".

Griechenland war in der Nacht auf Mittwoch als erstes Industrieland beim IWF in Zahlungsverzug geraten. Es ließ die Frist für eine fällige Rückzahlungsrate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen, hatte vorher aber einen Antrag auf nochmalige Verschiebung der Zahlungsfrist gestellt. Wie es aus Kreisen des Fonds hieß, wird darüber "in den kommenden Wochen" entschieden. Auch das Hilfsprogramm der EU ließ Griechenland am Mittwoch auslaufen. Weil es nicht auf die Forderungen der Gemeinschaft einging, verfielen somit Milliardenhilfen. (APA, 2.7.2015)