Das aktuelle "Falter"-Cover.

Foto: Kiosk / Falter

Florian Klenk, der Chefredakteur, und Barbara Tóth, die Autorin, werden wahrscheinlich sagen: "Das ist ironisch gemeint." Tatsache ist aber, dass das jüngste Cover des "Falter" mit dem Titel "Schlacht um Wien" die heimische Politik inakzeptabel zuspitzt.

Der aggressiven Comicwelt entlehnt, wird Michael Häupl als russischer Soldat mit Kalaschnikow gezeichnet, Maria Vassilakou schultert eine Schusswaffe mit Bajonett, und H.-C. Strache zeigt man antiquiert, aber dynamisch mit einem Schlegel – er kann am wenigsten anrichten. Seltsam.

Der "Falter", in der journalistischen Debatte stets darum bemüht, die Macht der Sprache und der Bilder zu hinterfragen, hat mit dieser Titelgrafik gewaltig danebengegriffen. Entweder geht es der Zeitung schlecht – weshalb sie aus dem letzten Loch schießt. Oder ihre Verantwortlichen haben nicht verstanden, dass man angesichts des islamistischen Terrors, der Ereignisse im Nahen Osten, der nicht enden wollenden Gewalt in der Ostukraine die österreichische Politik nicht mit derartigen Bildbotschaften illustrieren soll.

Im Inneren der Zeitung wird freilich abgerüstet. Da schreibt Tóth dann von einem "Duell um Wien" und übernimmt von der FPÖ den Begriff "Emotionswahlkampf". Dass die Freiheitlichen ihre Bezirkszentralen "War Rooms" nennen, ist verständlich, dass der "Falter" jedoch mit "Schlacht um Wien" in historisch dunkle Zeiten zurückfällt, ist bedenklich. Das ist Gewaltboulevard. (Gerfried Sperl, 2.7.2015)