Dass Rolls-Royce keine gewöhnliche Firma ist, dafür spricht der originelle Termin, an dem der neue Vorstandschef Warren East seinen Dienst antritt: ein Freitag, der nicht einmal mit dem Beginn eines neuen Monats zusammenfällt. Eine Begründung fällt dem Unternehmen auch auf Nachfrage hin nicht ein.

Dass an diesem Freitag, 3. Juli, überhaupt ein neuer Mann die Steuerung des weltbekannten Triebwerkbauers übernimmt, deutet wiederum auf die ganz normalen Zwänge hin, denen eine Aktiengesellschaft nun mal unterworfen ist. Easts Vorgänger John Rishton war kaum mehr als vier Jahre im Amt.

Gewinnwarnungen

Mehrere Gewinnwarnungen, hartnäckige Ermittlungen wegen angeblicher Korruption, der Fall der Aktie um 32 Prozent im Jahr 2014 und der erste Umsatzrückgang seit einem Jahrzehnt setzten der Dienstzeit des Managers ein Ende. Er wolle ein wenig kürzer treten, teilte der 57-Jährige als offizielle Begründung für seinen Weggang mit.

Nun also der vier Jahre jüngere East. Ganz neu einarbeiten muss sich der frühere Leiter des Halbleiterherstellers Arm Holdings nicht. East gehört seit Anfang 2014 dem RR-Aufsichtsrat als Non-Executive an. Er freue sich sehr auf die neue Aufgabe, sagte der Absolvent der Elite-Uni Oxford und gab quasi als Begründung an: "Ich bin Ingenieur." Das unterscheidet ihn von Rishton (Ökonom) und dessen ebenso langjährigen wie legendären Vorgänger John Rose (Psychologe).

Ingenieurskunst

Die Ingenieurskunst ihrer weltweit 54.100 Mitarbeiter, darunter 15.500 Ingenieure, hat die Firma groß gemacht, und es gibt wenig Grund zu zweifeln, dass sie beim Turbinen- und Motorenbau Weltmarktführer bleiben wird. Für die wenig erfreulichen Zahlen des Vorjahres, die auch heuer noch nicht wesentlich besser ausfallen dürften, gibt es gute Gründe. So setzten Rolls-Royce die westlichen Sanktionen gegen Russland zu. Der niedrige Ölpreis bremste Investitionen im Geschäft mit der Ölförderung. Auch die relative Stärke des britischen Pfunds trug zu Ertragseinbußen bei.

Dafür verweisen die Manager aus Derby stolz auf ihr prallgefülltes Auftragsbuch: Turbinen, Motoren und Dienstleistungen im Wert von 104 Milliarden Euro haben Firmen und Streitkräfte weltweit bei RR bestellt. Erst im April kam der größte Deal in der Geschichte des Unternehmens hinzu: Die Airline Emirates bestellte Triebwerke für 50 neue Jumbos der A380-Klasse. (Sebastian Borger aus London, 2.7.2015)