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Die katalonischen Flaggen bleiben zwar in vielen Städten der Region allgegenwärtig – die Zustimmung zu einer Unabhängigkeit scheint aber zu sinken.

Foto: AP / Manu Fernandez

Barcelona – Nur wenige Monate vor den "plebiszitären" Neuwahlen in Katalonien nimmt der Zuspruch für eine Loslösung der Region vom restlichen Spanien ab. Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des katalanischen Meinungsforschungsinstituts (CEO) sprechen sich nur noch 42,9 Prozent der Katalanen für die Unabhängigkeit aus. 50 Prozent hingegen ist für den Verbleib bei Spanien.

Kataloniens separatistischer Ministerpräsident Artur Mas (CiU) hat für den 27. September "plebiszitäre" Neuwahlen angesetzt, bei denen die knapp fünf Millionen wahlberechtigten Katalanen indirekt über die Unabhängigkeit der nordöstlichen Region abstimmen sollen, in dem sie separatistischen oder nicht-separatistischen Parteien ihre Stimme geben.

Ersatz für ein Referendum

Die Regionalwahlen sollen das Unabhängigkeitsreferendum ersetzten, welches eigentlich am 9. November 2014 hätte stattfinden sollen, das aber im letzten Moment vom spanischen Verfassungsgericht als illegal verboten wurde.

Laut der Umfrage nahm auch die direkte Unterstützung der separatistischen Parteien ab. Artur Mas bürgerliche Nationalisten (CiU) sowie die radikale, linksrepublikanische Separatistenpartei Esquerra Republicana (ERC) kommen demnach nur noch auf jeweils 13,3 Prozent der Stimmen. Bei den vergangenen Kommunalwahlen im Mai rutschte CiU bereits um sechs Punkte auf 21,5 Prozent ab. ERC hingegen steigerte sich im Vergleich zu den Kommunalwahlen vor vier Jahren um mehr als sieben Punkte auf 16,4 Prozent der Stimmen.

Podemos womöglich stärkste Fraktion

Kurz vor den Regionalwahlen verzeichnen beide sich für die Unabhängigkeit einsetzenden Parteien allerdings Verluste. Die neue linke Protestpartei Podemos (Wir können) dürfte laut der CEO-Umfrage mit 10,8 Prozent hingegen auf Anhieb drittstärkste Partei im katalanischen Regionalparlament in Barcelona werden. Zusammen mit dem linken Grünen-Bündnis ICV, mit dem bereits eine Koalition ausgehandelt wurde, könnten sie demnach sogar stärkste Fraktion werden. Die Umfrage ist allerdings unter Vorbehalt zu lesen: Insgesamt 29,1 Prozent der Befragten gaben gar keine Parteipräferenz an.

Podemos spricht sich gegen die Unabhängigkeit Kataloniens, aber für das Recht der Katalanen aus, darüber abstimmen zu dürfen.

Bereits bei den Kommunalwahlen im Mai verloren die Nationalisten die strategisch wichtige Mittelmeermetropole Barcelona an das linke Wahlbündnis "Barcelona en Comu", an dem sich auch Podemos beteiligt. Seit Ende Mai regiert nun Ada Colau, eine linke Aktivistin der Plattform gegen Zwangsräumung, Spaniens zweitgrößte Stadt. (APA, 3.7.2015)