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In ihrem ersten Jahr präsentiert Maren Hofmeister (ab 8. 7. im Steinbruch) Puccinis "Tosca" – in der Regie von Robert Dornhelm.

Foto: Andreas Tischler, Opernfestspiele St. Margarethen

Wien – Die Gerüchte über das Ableben der Opernfestspiele in St. Margarethen sind nach einer Rettungsaktion durch den Vermieter des Geländes, die Esterházy-Stiftungen, schnell verstummt. Es war allerdings eine heftige Geschichte, die sich 2014, knapp vor der Aida-Premiere, abspielte: Mitten im Probenstress ging das Unternehmen des (lange Jahre sehr erfolgreichen) Festspielgründers Wolfgang Werner in Konkurs; die Stiftung musste finanziell einspringen, um den Sommer zu retten. Esterházy hatte in das imposante Ambiente des Steinbruchs 2006 elf Millionen Euro investiert und sah sich – aus Selbstschutz – in der Rettungspflicht.

Nun steht das Opernunterfangen unter der Obhut der Esterházy-Gesellschaft Arenaria. Und damit auch künstlerisch Stabilität einkehrt, wurde als Intendantin Maren Hofmeister engagiert, die den ganzen Konkurstrubel des Vorjahres nur vom Hörensagen kennt. Sie möchte denn auch nicht allzu ausgiebig zurückblicken, vielmehr Überlegungen anstellen, wie man "diesen eizigartigen Ort", an dem heuer Puccinis Tosca präsentiert wird, "originell beleben" kann.

Von dessen Charme hat sich Hofmeister vor Annahme des Angebots überzeugt: "Ich war im Steinbruch, stand dort und habe gleich Gestaltungsmöglichkeiten gesehen." Nun. Luigi Nono und Arnold Schönberg werden nicht zu Opernehren kommen. Aber die neue Intendantin scheint doch zu erwägen, über den Kanon der zehn bis 15 obligaten Opernevergreens hinauszugehen.

Im Vordergrund steht aber zunächst das Spezielle des Ortes: "Oper ist hier emotional anders wirksam als im Opernhaus. Hier kann man sich der Wechselwirkung zwischen Musik und Natur nicht entziehen, das ist das Unverwechselbare dieses Ortes: Besucher werden auf spezielle Art und Weise angesprochen. Nur um das Pianissimo auf dem hohen C zu hören – dafür wird man nicht nach St. Margarethen fahren. Es ist die Einzigartigkeit des Gesamteindrucks." Auch "durch die Verschmelzung des Ambientes mit der Ästhetik der Regiekünstler" und das originelle Arbeiten mit dem Raum soll Besonderes entstehen. "Das zu ermöglichen – dazu bin ich da", sagt die Musik- und Kommunikationswissenschafterin.

Zuletzt war sie für Sängerengagements unter Intendant Jürgen Flimm und Generalmusikdirektor Daniel Barenboim (an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin) zuständig: "Man lernt von den beiden, Ideen konsequent umzusetzen, für Visionen einzustehen – trotz Widerständen. Es gibt ja keinen Theateralltag ohne Probleme, aber die Haltung dazu ist wichtig. Der Lappen muss eben hochgehen, man hat also Lösungen zu finden. Anders geht es nicht."

Der Engel für "Tosca"

Die erhofften Abnehmer jener 85.000 Karten (für 80 Vorstellungen) von Tosca (heuer inszeniert wieder Robert Dornhelm) erwartet unter anderem ein von Art for Art erbauter Engel. Dessen 1600 Quadratmeter umspannendes Flügelkleid wird die Bühne sicherlich prägen. Sicher aber auch der finale Sprung der Tosca, dessen genaue Umsetzung noch geheim bleibt. Die Tosca-Rolle werden jedenfalls heuer vier unterschiedliche Sopranistinnen betreuen. Wobei daraus nicht auf die Gefährlichkeit der Arbeit geschlossen werden soll.

"Diese Rolle ist kräftezehrend, die kann nicht zu oft hintereinander gesungen werden. Und auch die Bedingungen unter freiem Himmel sind speziell", so die Intendantin, die auch Direktorin für Musik und Kultur in der Esterházy-Stiftung sein wird. Das Engagement des Orchesters der Staatsoper Prag und des Philharmonia Chor Wien trägt übrigens schon ihre Handschrift. Aber es ist für sie doch noch ein Übergansjahr, es wird dauern, bis man ihre Handschrift erkennt – auch an den Stimmen, die sie ebenso in Wien, wo sie lebt, suchen wird. Das Gutes ist sehr nah, findet Hofmeister. (Ljubisa Tosic, 6.7.2015)