Bild nicht mehr verfügbar.

Es stürmt weiter im Schwimmverband.

Foto: APA/Neubauer

Bild nicht mehr verfügbar.

Anja Richter wurde vom OSV ihrer Funktion enthoben.

Picturedesk

Wien – Förderbetrug im Schwimmverband. Was Spatzen längst von Dächern pfiffen, ist nun quasi amtlich. Am Montag ging der Verband (OSV) mit einer Aussendung an die Öffentlichkeit. Darin heißt es, ein dem OSV übermittelter Bericht der Staatsanwaltschaft "enthält Indizien, wonach die im Untersuchungszeitraum 2006-2013 Verantwortlichen, Generalsekretär Thomas Gangel und Finanzreferent Walter Benesch, systematisch im OSV Förderbetrug begangen haben könnten". Es handle sich dabei "um uns bisher völlig unbekannte Abläufe". Gangel und Benesch hätten "vermutlich auch die in diesem Zeitraum beim OSV beschäftigten Sportdirektor Moschos Tavlas und Anja Richter (2006-2007) in ihre Praktiken verwickelt".

Der OSV, derzeit von den Vizepräsidenten Stefan Opatril, Peter Rothbauer und Gerd Lang sowie von Generalsekretär Thomas Unger geführt, hat Tavlas fristlos entlassen. Richter, viermalige Olympiateilnehmerin sowie EM-Zweite und -Dritte im Wasserspringen, wurde ihrer aktuellen Funktion in der "Sportkommission Wasserspringen" enthoben. Zum angegebenen Zeitpunkt war die Wienerin selbst noch aktiv und nebenbei OSV-Pressesprecherin. Später war Richter als für den Sport zuständige Sprecherin des Verteidigungsministers tätig, im März 2015 machte sie sich selbstständig. Dem Standard versicherte sie am Montag: "Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Mittel ordnungsgemäß verwendet werden." Mehr wollte Richter – vorerst – nicht sagen. Tavlas war nicht erreichbar.

"Verwickelt"

Der OSV hielt fest, er habe über die Causa "umgehend das Sportministerium informiert" und wolle einen Untersuchungsausschuss ins Leben rufen. Vor allem aber hofft der OSV auf "weiterreichende Untersuchungen der Staatsanwaltschaft". Die drei OSV-Vizepräsidenten sind seit Ende März 2014 im Amt, die Geschäfte führen sie, seit im März 2015 "ihr" Präsident Stefan Miklauz – wie seine Vorgänger Paul Schauer und Christian Meidlinger vorzeitig – zurückgetreten ist. Unger ist seit Dezember 2013 Generalsekretär. Aus dem mehrere hundert Seiten starken Bericht der Staatsanwaltschaft leiten die nun Verantwortlichen ab, "dass Gelder gegen Rechnung an diverse Empfänger überwiesen wurden und von diesen wieder zurück an den OSV bezahlt wurden".

Tavlas, gebürtiger Grieche aus Kreta, war seit 2006 zunächst als Fachwart für Schwimmen für den OSV tätig gewesen. Unger sagte dem Standard, Tavlas und Richter haben "wahrscheinlich selbst keine strafbaren Handlungen gesetzt", sich aber "hineinverwickeln lassen". Verwicklungen der beiden Ex-Präsidenten Schauer und Meidlinger sind laut Unger jedenfalls "nicht herauszulesen".

Sponsoren-Loch

Von Ungers Vorgänger Gangel hatte sich der OSV im Dezember 2013 nach mehr als zwanzig Jahren einvernehmlich getrennt. Gangel wurde abgefertigt, "mit einem Abschlag", sagt Unger. Zuvor hatte Ex-Finanzreferent Benesch zugegeben, dass er zur Verhinderung einer Kürzung von Bundes-Fördermitteln Rechnungen gefälscht hatte.

Über ein mit 25. März 2014 datiertes Schreiben der Wirtschaftsprüfer TPA Horwath an den OSV redet Unger weniger gern. Der Verband selbst hatte die Kanzlei beauftragt, sie informierte ihn ebenfalls schon von gefälschten sowie zwecks Förderung doppelt eingereichten Belegen. Die OSV-Fortbestandsprognose wurde als negativ gesehen. Ihr wollte sich Unger selbst nicht anschließen, er rechnete damals mit Sponsorgeldern in Höhe von 90.000 Euro pro Saison. Am Montag sagte er: "Derzeit bekommen wir von Sponsoren gar nichts."

Aus diversen Prozessen, die gegen den OSV laufen, weil er Vereine und sogar einen Landesverband (Salzburg)_ausgeschlossen hatte, drohen zudem Schadenersatzforderungen in Höhe von 400.000 Euro. Über dem OSV kreist der Pleitegeier. Unger sagt, er gehe "davon aus, dass der Schaden denen umgehängt wird, die dafür verantwortlich waren". (Fritz Neumann, 6.7.2015)