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Angelika Kirchschlager und Rufus Wainwright.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Sie sind zwei Paradiesvögel mit einem gemeinsamen Habitat: Angelika Kirchschlager hat vor Jahren den Renommierpartien an den großen Opernhäusern Adieu gesagt, sich bunten Sangesprojekten zugewendet (u. a. mit Konstantin Wecker). Rufus Wainwright, der komponierende Sänger, hatte nicht nur immer schon ein Faible für Oper. Er hat sogar schon eine komponiert: Prima Donna. Vor einigen Jahren sind die beiden dann erstmals bei einem Schweizer Festival aufeinandergetroffen und ein Duett aus Così fan tutte gesungen.

Beim Jazzfest Wien tauschten die zwei nun ab und zu ihre angestammten musikalischen Kleider: Kirchschlager tat sich mehrmals im Great American Songbook um, Wainwright trug drei Lieder aus Hector Berlioz' Zyklus Les nuits d'été vor. Ging das gut? Zum Teil. Wainwright ist ja ein gottbegnadeter Sänger: Gebt diesem Mann eine einzige lange Note, und schon ist sogar ein Riesenhaus wie die Staatsoper erfüllt mit Präsenz, Intensität und Spannung. Drei der Berlioz-Lieder interpretierte der US-Amerikaner mit Charme, Leichtigkeit, Mikro und tauglichem Französisch.

Helle Leichtigkeit und entspanntes Vibrato

Richtig wundervoll wurde es aber bei eigenen Songs (etwa Vibrate, Les Feux d'artifice t'appellent, Cigarettes and Chocolate Milk): Auch da hat sich Wainwright selbst ja ganz, ganz viele lange Noten hineingeschrieben. Über dem sanft plätschernden Wellengang der Klavierbegleitung zieht die Singstimme ihre sonnige Bahn; jene des 41-Jährigen erinnerte in ihrer hellen Leichtigkeit und dem entspannten Vibrato an den frühen Billy Joel; eine Hauch Schärfe à la Willie Nelson war auch mit dabei. In Sachen Entertainerqualität reichte der Sohn zweier Musiker an Robbie Williams heran (mit dem er auch schon zusammengearbeitet hat): ein Vollprofi. Im hellen Anzug und Ledersandalen servierte Wainwright in den Zwischenmoderationen entspannt eine Pointe nach der anderen.

Angelika Kirchschlager agierte da insgesamt ein wenig unfreier. Angetan mit einem luftigen Kleid, auf dem fröhliche Farben miteinander kollidierten, mühte sich die sympathische Mezzosopranistin, bei ihren Interpretationen einiger Broadwaysongs (We Kiss in a Shadwow; Not While I'm Around) ihre Opernstimme hintanzuhalten; speziell in der hohen Lage gelang ihr das leider nicht. Will man Sondheim-Songs oder The Rose à la Christa Ludwig hören? Selbst in der Staatsoper will man das nicht. Aber Kirchschlagers Gretchen am Spinnrade war natürlich top.

Wenn Wainwright nicht selbst am Flügel saß, begleitete Sarah Tysman die beiden ganz fein, nur bei Not While I'm Around waren da ein paar seltsame Akkorde. Himmlische Begeisterung in der Wiener Staatsoper nach dem finalen Halleluja-Duett. (Stefan Ender, 6.7.2015)