Wenn jemand trotz Betreuungspflicht bei seiner Karriere Vollzeit durchstarten will, solle es nicht am Finanziellen scheitern. Die Erste Bank will mit einem neuen Fonds deshalb Eltern mit Karriereabsicht unterstützen.

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Fast ein Drittel glaube laut einer Studie nicht, dass eine Karriere mit einem kleinen Kind möglich ist – hauptsächlich weil die Zeit nicht ausreiche oder die Doppelbelastung zu viel ist.

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Kind oder Karriere? Für viele Eltern bleibt es beim Entweder-oder. Die Frage sollte aber nicht durch den Blick in die Geldbörse beantwortet werden, die Erste Bank rief deswegen einen neuen Fonds ins Leben: "Fund of Excellence" unterstützt Eltern, die gerne Karriere machen möchten, sich die Kinderbetreuung aber nicht leisten können. Im Gegenzug beteiligt sich der Fonds an dem zukünftigen Gehalt der Mutter oder des Vaters – dieser Rückfluss soll für neuerliche Förderungen genützt werden. Der Fonds ist als Alternativer Investmentfonds registriert und hat die Erste Bank Österreich, die Erste Stiftung und die Wiener Städtische als Gesellschafter.

Dem Trend, dass vor allem Frauen vermehrt Teilzeit arbeiten – nicht immer freiwillig -, wolle man entgegen steuern. Die Bank nehme in solchen Fällen gerne eine gesellschaftspolitische Rolle ein, sagt Peter Bosek, Privatkundenvorstand der Bank. Sicherheiten oder die finanzielle Situation der Eltern würden keine Rolle spielen, dafür aber die Persönlichkeit, das soziale Engagement und die Karrierechancen, ergänzt Natalia Corrales-Diez aus der Abteilung Social Banking.

Schneller zurück im Job

Zwar ist bei der Präsentation des Fonds immer von Vater oder Mutter die Rede – die Unterstützung steht beiden Elternteilen generell offen. Allerdings konzentriert man sich klar auf Frauen. Eine gute und sichere Kinderbetreuung könnte Frauen dazu verhelfen, wieder rascher in den Vollzeitjob einzusteigen – davon sei auch ein Großteil der Bevölkerung überzeugt, zitiert Corrales-Diez eine von der Erste Bank durchgeführte Studie. Statt nach der Geburt Teilzeit zu beginnen und damit "auf einen Teil der Pension zu verzichten und vom Partner abhängig zu sein", will der Fonds Eltern unterstützen, die das nicht wollen. "Natürlich will nicht jede Mutter Vollzeit arbeiten. Aber gerne unterstützen wir in die Richtung motivierte Frauen, die sich aber keine Kinderbetreuung leisten könnten", sagt Corrales-Diez.

Maximal 80.000 Euro

Wie sieht die Unterstützung nun konkret aus? "Die Idee ist ähnlich wie bei einem Start-Up: Der Geldgeber investiert in ein Vorhaben und beteiligt sich dafür an seinem Erfolg", sagt Bosek. Der mögliche Investitionsrahmen: bis zu 500 Euro pro Kind und Monat für die Betreuung, einmalig bis zu 5.000 Euro und maximal ist die Investitionssumme 80.000 Euro. Eine Bürgschaft sei nicht nötig. Der Fonds wird im Gegenzug für einen vorher vereinbarten Zeitraum und Prozentsatz zwischen ein bis acht Prozent am Einkommen der Mutter oder des Vaters beteiligt. Und: Die Vereinbarung kommt erst zu tragen, sobald der oder die Geförderte mehr als 1200 Euro brutto monatlich verdient. Rutscht das Einkommen darunter, setzt auch die Beteiligung aus.

Ein gern gesehenes Risiko

Ein sehr untypisches Produkt, sagt Corrales-Diez, weil wir als Bank eigentlich 100 Prozent Risiko tragen. Ein Kredit als Produkt sei aber von Anfang an nicht in Frage gekommen. "Das gemeinsame Ziel der Geförderten und der Bank ist, dass ein guter Job und eine gute Bezahlung mit Gehaltssprüngen dabei rausschaut." Beim Alter, der Branche oder der Ausbildung gibt es keine Grenzen. Einzige Voraussetzung ist ein Kind und der Karriere-Wille.

3-stufiges Auswahlverfahren

Laut Corrales-Diez müsse dieser sehr stark ausgeprägt sein und zur Überprüfung hat sich die Bank auch ein umfangreiches Auswahlverfahren ausgedacht: Zunächst sollen die Kandidaten oder Kandidatinnen ihren Karriereplan präsentieren. Im Online-Assessment-Center geht es in einem zweiten Schritt vor allem um die Persönlichkeitsanalyse, hier habe man ein extra Tool entwickelt. Wichtig sei beispielsweise, ob die Personen ein gutes "Schlechtes-Gewissen-Management" hätten, sagt Corrales-Diez. "Wenn man das Kind zur Kinderbetreuung bringt und es weint und will nicht gehen, dann muss man hart sein." Der dritte Teil des Auswahlverfahrens ist dann noch das persönliche Gespräch.

Weg vom Bild der Rabenmutter

Es handle sich um ein Experiment, weltweit gebe es nichts vergleichbares, sagt Brosek. Man könne deshalb auch nicht einschätzen, wie viele Eltern pro Jahr vom Fonds profitieren könnten. "Im ersten Jahr rechnen wir circa mit 40 Personen", wagt Corrales-Diez doch eine Prognose. Wenn alles gut funktioniere, dann wäre in den kommenden Jahren ein Ausbau sicher möglich. Abschließend betont sie nochmals die soziale Rendite durch den Fonds: "Wir wollen weg von dem 'Rabenmutter'-Sager und hin zu berufstätigen Müttern und Vätern als neue Asset-klasse". Dass sich die Berufstätigkeit von Müttern auch positiv auf die Kinder auswirke, habe vor kurzem auch eine Harvard-Studie bewiesen. (lhag, 8.7.15)