Foto: YF + franz zt
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Renderings der neuen U-Bahn-Stationen.

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Wien – Die U5 wird eckig und dynamisch. Oder, wie Vizebürgermeisterin Renate Brauner am Donnerstag im Rahmen der Wiener-Linien-Pressekonferenz erklärte: "Das Leitdesign der neuen U5 ist super. Einerseits schließt die Architektur an die bestehende Tradition der Wiener U-Bahn-Stationen an, andererseits ist die Gestaltung für sich genommen trotzdem eigenständig und absolut unverwechselbar."

Die sogenannten Aufnahmegebäude bestehen aus weißen, eckigen Rahmen, die von Glasstreifen unterbrochen werden. Die erst transparenten und mit jedem Meter immer dichter beplankten Bauten nehmen das Grundmotiv der Dynamik auf. "Wir wollten das Phänomen der Beschleunigung und Abbremsung der U-Bahn architektonisch deutlich machen", sagt Markus Bösch. Er ist einer der leitenden Architekten der Arbeitsgemeinschaft YF und Franz Architekten, die aus 142 Bewerbern aus dem zweistufigen EU-Wettbewerb als Sieger hervorgingen. "Der Knick im Gebäude weist den Passagieren zudem unmissverständlich den Weg: Hier geht's nach unten."

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Auch am Ziel dieses Wegs ist vieles neu. Die für die Wiener U-Bahn typischen, 1971 von Wilhelm Holzbauer entwickelten Farbstreifen werden zwar beibehalten, allerdings sollen diese auch hier mal luftiger, mal dichter gesetzt werden, was laut den Architekten eine gewisse Dynamik und eine "Partitur der Geschwindigkeit" unter Tag bringen soll. Zudem werden die Stationen ebenfalls eckig ausgeführt.

Der größte Unterschied zu allen bisherigen Stationen: Die Züge entlang der türkisen Linie werden sich – nach dem Vorbild der neuen Metros in Paris und London – vollautomatisch und somit führerlos fortbewegen, was eine Verglasung der Bahnsteige zur Folge hatte. "Wir haben größten Wert darauf gelegt, dass die Stationen trotz des Verbaus mittels Glas und Schiebetüren transparent und großzügig bleiben", meint Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien. "Und die Architekten sind unserem Wunsch nach einem luftigen Raumgefühl voll und ganz gefolgt."

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Üblicherweise plane man als Architekt meist nur Einzelstücke, sagt Robert Diem, Franz Architekten. "Doch in diesem Fall entwerfen wir Räume für die Öffentlichkeit, die auch wir selbst Tag für Tag benutzen werden. So eine Aufgabe ist außergewöhnlich. Und sie ist eine große Ehre für uns. Außerdem sind wir froh darüber, dass wir uns dank dem bereits festgelegten Türkis die sonst leidige Farbdiskussion erspart haben, die man als Architekt sonst führt."

Die ersten Stationen der neuen U5 – Elterleinplatz über AKH und Altes AKH bis Rathaus – sollen 2023 in Betrieb gehen, wobei die bestehenden U2-Stationen zwischen Rathaus und Karlsplatz lediglich adaptiert werden, was die neue Leitfarbe Türkis und die Vollautomatisierung betrifft. Im Zweijahresrhythmus, so Steinbauer, werde man dann die neuen Streckenteilabschnitte von U2 und U5 ausbauen. Insgesamt soll die U5 mit rund zwei Milliarden Euro zu Buche schlagen. (Wojciech Czaja, 9.7.2015)