Prag – Die tschechische Politik hat wieder eine Alkoholaffäre. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Jan Hamacek, leitete eine Sitzung seiner Parlamentskammer offensichtlich in betrunkenem Zustand, wie aus im Internet veröffentlichten Videos hervorgeht. Hamacek hatte dabei Schwierigkeiten, sich richtig zu artikulieren sowie seinen Blick auf seinen vor ihm stehenden Bildschirm fokussieren.

"Es tut mir leid. Ich habe nur zwei Stamperl Sliwowitz getrunken", entschuldigte sich der 36-jährige Sozialdemokrat (CSSD) laut Medienberichten vom Mittwoch. Er habe vergessen, dass er Medikamente gegen Rückenschmerzen genommen habe, was in Kombination mit Alkohol "zur Müdigkeit beiträgt". "Ich gestehe ein, dass das keine gute Idee war", so Hamacek. Als eine Art der Entschuldigung habe er 10.000 Kronen (369,28 Euro) für gemeinnützige Zwecke gespendet.

Alkoholverbot

Dabei war es gerade auch Hamacek, der sich für das seit mehr als einem Jahr geltende Verbot des Verkaufs von Alkohol in allen gastronomischen Einrichtungen des Parlaments eingesetzt hatte. "Die Debatte darüber, ob man im Abgeordnetenhaus im Verlauf der Parlamentssitzungen Alkohol trinken darf oder nicht, soll ein Ende haben. Ich denke, dass es mit dieser Entscheidung klar gelöst ist", hatte damals Hamacek das Alkoholverbot gelobt.

Das "trockene Gesetz" im Prager Parlament gilt seit März 2014. Die Protestbewegung ANO des Finanzministers Andrej Babis hatte es trotz der Kritik der Opposition vorgeschlagen und durchgesetzt. Verschwunden ist der Alkohol aus dem Abgeordnetenhaus aber nicht ganz. "Wenn ich trinken will und im Parlamentsrestaurant nicht einmal Bierchen kriege, dann nehme ich einfach einen Flachmann von draußen mit", hatte damals der Chef von TOP 09 Karel Schwarzenberg gesagt. (APA, 15.7.2015)