Schafe mit Kuhköpfen, so wie hier im Bild, und zahlreiche andere Mischwesen fanden die Archäologen in den Vorratsgruben der keltischen Behausungen.

Foto: Miles Russel / Bournemouth University

Bournemouth – Was britische Archäologen in mehreren eisenzeitlichen Vorratsgruben in Südengland entdeckten, mutete auf den ersten Blick ausgesprochen bizarr an: Die Forscher holten vom Grund der Gruben Skelette von "Hybridwesen", die es eigentlich nicht geben sollte, darunter etwa eine Mischung aus Kuh und Pferd.

Die ungewöhnlichen Überreste stammen von einem keltischen Volk, das zwischen 400 vor unserer Zeitrechnung und der römischen Invasion im Jahr 43 in der Gegend um Winterborne Kingston in der Grafschaft Dorset siedelte. Allem Anschein nach nutzten die Menschen die einzelnen Erdgruben für ihre Nahrungsmittelvorräte nur für wenige Jahre, ehe sie sie zuschütteten und neue anlegten.

Die aktuellen Ausgrabungen unter der Leitung von Forschern von der Bournemouth University brachten nun bei der Untersuchung von insgesamt 122 Vorratshöhlen einen seltsamen Ritus ans Licht: Bevor eine Grube endgültig aufgegeben und zugeschüttet wurde, platzierte man in ihr eine aus mehreren unterschiedlichen Tierarten zusammengesetztes Mischkreatur.

Kühe mit Pferdebeinen

"Die Leute stellten vermutlich diese Kombinationen aus Teilen ihrer wertvollen Haustiere zusammen, um jeweils unterschiedlichen Gottheiten zu huldigen", erklärt Miles Russell, der an den Ausgrabungen beteiligt war. Viele der Gruben enthielten so etwa Kühe mit Pferdbeinen, Schafe, die an ihrem Hinterende einen zusätzlichen Rinderkopf besaßen, oder Schweine, die mit Hundeteilen ergänzt worden waren.

Dass die Beisetzung von Haustieren in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzen ist, lässt sich für Paul Cheetham, einem der leitenden Archäologen, am Wert dieser Tiere ablesen. Rinder, Schafe und Pferde waren sicherlich die Lebensgrundlage dieser Menschen, meint der Forscher. "Dass man sie trotzdem in den Gruben platziert hat, muss also von besonderer Wichtigkeit gewesen sein."

Rituelles Menschenopfer

Neben den tierischen Überresten fanden die Wissenschafter in einer der Gruben auch die Knochen einer Frau, die man mit dem Gesicht nach unten auf einem Haufen Tiergebeine begraben hatte. Schnittspuren an den Halswirbelknochen verrieten, dass man der Frau offenbar den Hals durchgeschnitten hatte. Üblicherweise haben die Menschen in dieser Region ihre Toten während der Eisenzeit nicht beigesetzt. Daher dürfte die Frau im Rahmen eines Rituals oder einer Opferung in der Grube gelandet sein, vermutet Cheetham. (red, 25.7.2015)