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Neben der Reichenauer Straße bei Gloggnitz wurde bereits am 25. April 2012 die Baustelle für das Nordportal zum Semmering-Basistunnel eingerichtet.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Verlauf des Semmering-Basistunnels.

Spital/Semmering – In der Steiermark hat am Donnerstag offiziell die Arbeit an den Schächten im Mittelabschnitt des Semmering-Basistunnels (SBT) im Fröschnitzgraben begonnen. Im Beisein von Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) und ÖBB-Chef Christian Kern löste Tunnelpatin Elisabeth Schöggl – die Witwe eines der Opfer des Lassing-Unglücks 1998 – um 12.15 Uhr symbolisch die Sprengung in einem der Schächte aus.

Der Abschnitt Fröschnitzgraben wird in zwei Richtungen vorgetrieben, vier Kilometer zum steirischen Mürzzuschlag und rund neun Kilometer nach Gloggnitz in Niederösterreich. Nach Mürzzuschlag wird im Bagger- und Sprengvortrieb gearbeitet, in Richtung Niederösterreich kommen zwei Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz.

Vortrieb beginnt 2017

Der eigentliche Vortrieb beginnt 2017 – zuerst müssen zwei sogenannte Abteufungen fertiggestellt werden. Am Fuß dieser je 400 Meter tiefen Schächte beginnt dann der Vortrieb zur Errichtung der Röhren. Die 30 Meter hohen Stahlkonstruktionen sind bereits seit Monaten im Betrieb.

Im Fröschnitzgraben bei Spital am Semmering im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag wurde schon länger vorgearbeitet – die Stahltürme über den Teufungen und die Lotsenpunkte für die Lkw sind unübersehbar Teil einer Großbaustelle. Im Endausbau werden diese Schächte dann die Belüftung der hier vorgesehenen Nothaltestelle sicherstellen. Rund 400 Beschäftigte sind hier an der Arbeit.

Fertigstellung 2025

Der Hang an der Baustelle wird mit rund 1.000 Stahlankern gesichert. Die Winden können rund 120 Tonnen ausgesprengtes Gestein heben. Die Förderkörbe der Anlage fassen rund 38 Kubikmeter Material. Die Wände der Teufungen werden mit Spritzbeton und Stahlgittern gefestigt, bis die Sohle in rund 400 Metern erreicht ist. Dann beginnen die eigentlichen Tunnelarbeiten.

Der 27,3 Kilometer lange SBT soll 2025 fertig sein und die Fahrzeit zwischen Wien und Graz um 30 Minuten auf rund zwei Stunden verkürzen, Personenzüge können hier mit bis zu 230 km/h unterwegs sein. Der SBT ist zusammen mit der gleichfalls in Bau befindlichen Koralmbahn Teil der Baltisch-Adriatischen Achse.

"Umweltschutz ernst nehmen"

Tunnelpatin Schöggl sagte, es wäre für ihren in der Grube von Lassing verunglückten Mann Josef ein großer Moment gewesen – schließlich habe er am Probestollen mitgearbeitet. Sie wünschte den Bergleuten und Mineuren unfallfreies Arbeiten. Neben Stöger und Kern waren Vertreter der Landesregierungen von Niederösterreich und der Steiermark dabei. Das war in der langen Geschichte des SBT nicht immer selbstverständlich.

ÖBB-Chef Kern meinte beim Start der Arbeiten: "Die Semmeringregion ist historischer Boden für die Bahn, die seit jeher Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Bevölkerung hier brachte." Allein die UVP umfasse rund 10.000 Seiten mit Stellungnahmen, es gab 30 externe Gutachter und 700 Quadratmeter Pläne. "Und das ist gut so, wir müssen die Minderheitenrechte und den Umweltschutz sehr ernst nehmen, aber auch das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Hier haben wir einen Tunnel und ein System, das Bahnfahren nachhaltig revolutionieren wird. Handelsvolumina und Verkehrsströme werden wachsen, die Anbindung erfolgt über Seehäfen. Die Südachse hat dasselbe Potenzial wie die Weststrecke, aber nur ein Viertel der Kunden".

Kern rechnet auch mit einer massiven Wirkung im Nahverkehr, mit mehr Kapazität von Pottendorf im Süden von Wien bis Wolfsberg in Kärnten. Dort, wo es die Koralmbahn als Teil der Südachse zusammen mit dem SBT schon gebe, im Bereich Wettmannstätten, verzeichne der Personenverkehr höchste Zuwachsraten. Das werde auch auf anderen Abschnitten so sein. "Ich bin überzeugt, von Bruck/Mur bis Graz werden wir die Zuganzahl verdoppeln. Derzeit haben wir 32 Prozent Güterverkehr auf der Schiene, wir wollen 40 Prozent erreichen".

"Hoffentlich schneller Umsetzungsprozess"

Der steirische Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) meinte, mit dem SBT schaffe man Zukunft für die Steiermark, Österreich und Mitteleuropa. "Nur wenn wir an die europäischen Achsen von Danzig und Warschau bis in den Raum Venedig und Bologna gut angebunden sind, kann Regional- und Wirtschaftsentwicklung stattfinden. Ich hoffe, dass der Umsetzungsprozess schneller geht als der Planungsprozess mit 26 Jahren."

Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing (ÖVP) erklärte: "Was lange währt, wird endlich gut. Hier haben wir eine vierfache Win-Situation, ein Highlight im öffentlichen Verkehr, dem das 21. Jahrhundert gehört. Zur hervorragend ausgestatteten Ost-West-Achse kommt nun eine leistungsfähige Südachse – auch in Hinblick auf die bevölkerungsstarken Räume Mödling, Baden und Neustadt. Und die alte Semmering-Bergstrecke bleibt erhalten, als Ausweichstrecke bei Tunnelservicearbeiten." (APA, 23.7.2015)