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Obama legt einen Kranz an einem Denkmal ab, das an einen Anschlag auf die US Botschaft in Kenia erinnert.

Foto: REUTERS/ JONATHAN ERNST

Nairobi – US-Präsident Barack Obama hat an die Afrikaner appelliert, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. "Afrikas Zukunft hängt von den Afrikanern ab", sagte er am Sonntag in einer Rede an die kenianische Nation in Nairobi. Kenia selbst stehe "am Scheideweg", es stünden "schwere Entscheidungen" bevor.

Konkret nannte Obama den Kampf gegen ethnische Konflikte und Korruption. Auf Unverständnis stieß Obama mit Forderungen für gleiche Rechte für Homosexuelle.

"Erlösung draußen gesucht"

"Ich denke, dass viele (Afrikaner) viel zu lange die Erlösung draußen gesucht haben und jemand anderes für die Probleme auf dem Kontinent verantwortlich gemacht haben", sagte Obama bei seiner Rede in einer Sporthalle in Nairobi, die im Fernsehen übertragen wurde. "Kenia steht am Scheideweg, es ist ein Zeitpunkt mit großen Risiken, aber auch großen Verheißungen."

Obama forderte die Kenianer auf, die Wirtschaft anzukurbeln, gegen Korruption vorzugehen und ethnische Konflikte zu überwinden. Eine Politik, die auf ethnischer Herkunft basiere, sei dazu verurteilt, ein Land "auseinanderzureißen". Zudem dürften Frauen nicht länger wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden. "Nur weil etwas Teil Eurer Vergangenheit ist, macht es das nicht richtig", sagte Obama.

Verbreitete Homophobie

Bereits am Samstag hatte Obama die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas gewürdigt, gleichzeitig aber auch die Diskriminierung von Homosexuellen angeprangert. Dass Homosexuelle "anders behandelt oder misshandelt werden, ist falsch – Punkt," sagte Obama nach einem Treffen mit Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta und zog einen Vergleich zum Rassismus in den USA.

Homophobie ist in Kenia ebenso wie in ganz Afrika verbreitet. Homosexualität ist laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in 35 afrikanischen Ländern verboten, in vier Staaten gilt darauf die Todesstrafe.

"Kein Thema"

Kenyatta erwiderte, Schwulenrechte seien in Kenia kein Thema. "Wir können den Menschen nur schwer etwas aufzwingen, was sie selbst nicht akzeptieren", sagte er. Kenyattas Vize William Ruto, den Obama ebenfalls traf, ist bekannt für seine Ausfälle gegen Homosexuelle. Bürger auf den Straßen von Nairobi erklärten, Obama müsse die kenianische Kultur respektieren. Homosexualität solle nur im Privaten ausgelebt werden.

Obama war am Freitagabend erstmals in seiner Amtszeit als US-Präsident im Land seines Vaters eingetroffen. Lange Zeit mied Obama Kenia wegen einer Anklage Kenyattas vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH bzw. ICC) in Den Haag wegen Gewalt nach der Präsidentschaftswahl des Jahres 2007. Die Anklage wurde aber im Dezember überraschend zurückgenommen.

Aus Sicherheitsgründen reiste Obama nicht in das Dorf seines Vaters, sondern traf sich mit seinen Verwandten in einem Hotel der Hauptstadt. Unter anderem saßen seine Halbschwester Auma und seine 89-jährige Stiefgroßmutter "Mama" Sarah mit ihm am Tisch.

Immer wieder machte Obama deutlich, wie sehr ihn sein Besuch persönlich berühre. Er versprach, nach dem Ende seiner Amtszeit 2017 zurückzukehren, auch, um sich privat für die Entwicklung des Landes einzusetzen. Obamas Vater war kenianischer Gaststudent, er verließ seine Familie auf Hawaii, als sein Sohn zwei Jahre alt war und starb 1982 bei einem Autounfall in Kenia.

Sicherheitsfragen waren auch ein beherrschendes Thema von Obamas Besuch. Am Samstag legte er einen Kranz an der US-Botschaft nieder, die bei einem Anschlag des Terrornetzwerks Al-Kaida im Jahr 1998 zerstört worden war. Heute macht Kenia vor allem der Terror der mit Al-Kaida verbündeten somalischen Al-Shabaab-Miliz zu schaffen. Die Al-Shabaab ist Ziel von US-Drohnenangriffen.

Nach einem Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft wollte der US-Präsident noch am Sonntag nach Äthiopien weiterreisen. Obama ist der erste US-Präsident, der das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas besucht. (APA, 26.7.2015)