Nachdem wir Job und Wohnung in Wien hinter uns gelassen hatten, ging für uns das Abenteuer Mitte Mai los. Die erste Herausforderung stellte gleich der Wechsel dar, den wir von der Steiermark kommend überqueren mussten. Hernach ging es recht flott und angenehm in die Slowakei hinein: von Bratislava über Nové Zámky nach Zvolen und dann mitten durch die Tatra. Dort mussten wir jedoch eine Woche pausieren, da Stefans Zahn darauf pochte. Gut, dass wir unter anderem auch im Dorf Pohorelá bei Bekannten bleiben und so zwischendurch den Alltag im Nordosten der Slowakei kennenlernen durften. Im Folgenden Fotos und Eindrücke aus der Slowakei, Polen, der Ukraine und Weißrussland.

Arbeitsplätze sind im slowakischen Pohorelá rar, und die Menschen sind daher froh, wenn sie einen Job in Österreich finden. Auch wenn dies bedeutet, nur alle zwei Wochen nach Hause fahren zu können.

Foto: Stefan Jahrmann

Zu Hause wartet dann weitere Arbeit auf sie, eine kleine Landwirtschaft gehört fast bei jedem Haus mit dazu.

Dennoch sind die Menschen hier generell guter Dinge, ausgesprochen großzügig und hilfsbereit. Und Slivovica gehört sowieso immer mit dazu – da kann man gar nicht Nein sagen.

Foto: Stefan Jahrmann

Endlich abwärts in der Tatra!

Nach dem Höllenritt durch die Tatra ging es bei kühlen Temperaturen und gelegentlichem Regen weiter durch Polen. Die Sprache erschien uns hier noch schwerer verständlich, dafür konnten wir von Pierogi (gefüllte Teigtaschen) und Sernik (Käsekuchen) gar nicht genug bekommen.

Foto: Stefan Jahrmann

Die Städte Tarnów, Sandomierz und Zamość fanden wir sehr einladend. Unsere Gastgeber bewirteten uns gratis. Daher bleibt uns Polen durchaus positiv in Erinnerung, auch wenn uns im Wohnhaus eines Couchsurfing-Gastgebers unsere Seitenspiegel gestohlen wurden.

Foto: Stefan Jahrmann

Kurz vor Zamość sind die ersten 1.000 Kilometer geschafft!

Foto: Stefan Jahrmann

Der Hauptplatz von Zamość, bekannt als "das Padua des Nordens".

Foto: Stefan Jahrmann

Obwohl uns alle davon abgeraten hatten – insbesondere in Polen –, haben wir anschließend bei Dołhobyczów die Grenze zur Ukraine gequert.

Mit einem Schlag befanden wir uns in einer scheinbar gänzlich anderen Welt: Einerseits waren die Schilder nun dank kyrillischer Lettern für Stefan gar nicht mehr und für mich nur sehr schleppend lesbar. Andererseits sieht man sofort, dass Land und Leute in der Ukraine ärmer sein müssen als in Polen. Unser Anblick war für sie wohl sehr ungewohnt – zumindest wurden wir oft mit offenen Mündern bestaunt.

Mit Lutsk gibt es im Nordwesten jedoch auch eine große Stadt nach westlichem Vorbild, allerdings sind die vielen Geschäfte eher weniger gut besucht. Vom Krieg im Osten des Landes haben wir wenig mitbekommen, nur Gedenktafeln für Gefallene machen hin und wieder darauf aufmerksam – und nachdenklich.

Foto: Stefan Jahrmann

Rinderherden trifft man recht häufig auf ukrainischen Straßen ...

Foto: Stefan Jahrmann

... ebenso wie Pferdewagen.

Foto: Stefan Jahrmann

Während in der Ukraine sowohl Unterkünfte als auch Essen ausgesprochen günstig waren, befanden sich die Preise in Weißrussland schon fast auf mitteleuropäischem Niveau – bei gleicher Leistung wie in der Ukraine.

Die Menschen hier waren meistens eher schlecht gelaunt, was laut einem unserer Gastgeber wohl mit ihrer Resignation zusammenhängt. Denn die Weißrussen scheinen an ihrer Situation unter "dem letzten Diktator Europas" wenig ändern zu können und sich damit abgefunden zu haben.

Dennoch fanden wir auch einige ausgesprochen freundliche Genossen. So lud uns eine Familie von der Straße weg zu sich nach Hause ein, versorgte uns mit Speisen und bot ein Bett zum Schlafen an, andere wollten einfach nur ein Foto als Andenken.

Es war spannend zu sehen, wie isoliert Weißrussland eigentlich vom Rest Europas ist und wie seine Bewohner damit umgehen. Dennoch konnten wir vor allem in der Hauptstadt Minsk feststellen, dass sich auch der Einfluss des Westens nicht vollständig vermeiden lässt.

Foto: Stefan Jahrmann

Sehr flach ist Weißrussland, und grün!

Foto: Stefan Jahrmann

Wild campen kann so schön sein!

Foto: Stefan Jahrmann

Abends gegen 22.30 Uhr in Njaswisch.

Foto: Stefan Jahrmann

Der Palast zählt zum Unesco-Weltkulturerbe.

Foto: Stefan Jahrmann

Auch in Weißrussland ist es im Juni sehr lange hell.

Foto: Stefan Jahrmann

Straßenschilder in Weißrussland.

Foto: Stefan Jahrmann

Der Biber, das Maskottchen Babrujsks.

Foto: Stefan Jahrmann

Ein typisches Holzhäuschen in Weißrussland.

Foto: Stefan Jahrmann

Der Südosten Weißrusslands war beziehungsweise ist besonders von der Katastrophe von Tschernobyl betroffen.

Alles in allem sind unsere ersten 2.000 Kilometer recht angenehm verlaufen, auch wenn wir selbst anfangs von unserer fehlenden Konsequenz zu zelten etwas enttäuscht waren. Aber wer verzichtet schon gerne auf eine richtige Dusche, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet? Dafür waren wir von der Hilfsbereitschaft uns fremder Menschen begeistert. Man fragt sich unweigerlich, ob es so eine Art Gastfreundschaft auch in Österreich gibt. (Alexandra Zöchner, Stefan Jahrmann, 27.8.2015)


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