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Jen Welter bei ihrer Präsentation. "Dass ich jetzt hier bin, zeigt Mädchen, dass alles möglich ist. Sie dürfen solche Träume haben."

Foto: AP/ Matt York

Phoenix – Nein, ein Traum ist für Jen Welter nicht in Erfüllung gegangen. "Ich habe nicht mit Football angefangen, um eines Tages hier zu sitzen", sagte die selbstbewusste 37-Jährige, als sie als Assistenztrainerin des NFL-Klubs Arizona Cardinals vorgestellt wurde: "Ich habe nicht einmal im Traum daran gedacht." Welter wird in die Sportgeschichte eingehen. Als erste Frau überhaupt, die in der US-Football-Profiliga einen Trainerposten übernimmt. Den Teilzeitjob als Kotrainerin für die Inside Linebacker übernimmt die promovierte Sportpsychologin zwar erst einmal für die nächsten sechs Wochen Saisonvorbereitung, aber es ist von einer langfristigen Lösung auszugehen.

Das sportliche Geschehen in der NFL wurde zuletzt von Meldungen über Prügel-Profis, die wegen häuslicher Gewalt mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, überschattet. Kann eine Frau sich in einem solchen Umfeld durchsetzen? Cardinals-Coach Bruce Arians ist überzeugt: "Solange die Spieler das Gefühl haben, dass sie trainiert werden, um Fortschritte zu machen, wird sie das Geschlecht nicht kümmern. Jen hat tonnenweise Energie und Intelligenz."

Als kleines Mädchen "verliebte" sich Welter in diese Sportart. Doch die Zeit war noch nicht reif für Football spielende Mädchen in Florida, und so blieben ihr Tennis, Fußball und Rugby. Erst nach dem Collegeabschluss konnte sie ihrer Leidenschaft nachgehen.

14 Jahre lang war sie als "Profi" aktiv. Ihren ersten Scheck erhielt sie 2004 nach der Frauen-Meisterschaft mit den Dallas Diamonds. Es waren zwölf Dollar. "Das hat uns zu Profis gemacht", sagte Welter. Den Scheck trägt sie noch heute in ihrer Handtasche bei sich. Zweimal gewann sie WM-Gold und sorgte 2014 für Schlagzeilen, als sie in der Indoor Football Liga bei den Männern von Texas Revolution als erster weiblicher Running Back mitwirkte.

Lieblingsfilm

Aus dieser Zeit stammt auch ihr Spitzname. Als ihre Kollegen sie nach ihrem Lieblingsfilm fragten, antwortete Welter: "G.I. Jane", der Hollywood-Streifen über die erste Frau, die das Ausbildungsprogramm der Navy Seals übersteht. Ein Steilpass: "Dann bist du unsere G.I. Jen." Die 1,57 m große Welter übernahm dort ihren ersten Coachingjob und sieht sich als Wegbereiterin: "Dass ich jetzt hier bin, zeigt Mädchen, dass alles möglich ist. Sie dürfen solche Träume haben." Die jüngsten Anzeichen wecken Hoffnungen. So verpflichtete die NFL Sarah Thomas als erste Vollzeitschiedsrichterin. In der Basketballliga NBA zeigte Becky Hammon auf, als sie die San Antonio Spurs in der Summer League als Cheftrainerin zum Sieg führte. (sid, 29.7.2015)