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245 Lehrlinge haben ihre Prüfung zum Dachdecker abgelegt, darunter war keine Frau.

Foto: APA/dpa/Julian Stratenschulte

Wien – Junge Frauen mit gelben Sicherheitshelmen am Kopf und einer Bohrmaschine in der Hand, ein Bursch mit einem Kleinkind im Arm. So wirbt das Bildungsministerium für den "Girls Day" und den "Boys Day" im Jahr 2015. Das Ziel dieser Aktionstage: Die jungen Leute sollen sich bei ihrer Berufswahl weniger stark an bestehenden Geschlechterrollen orientieren. Funktionieren tut das, wie neue Zahlen zur Lehrlingsprüfung zeigen, nicht.

Auch im Jahr 2014 haben Frauen ihre Lehrabschlussprüfung in jenen Berufen gemacht, die traditionell als weiblich gelten, Männer dominieren in den technischen Berufen (siehe Grafik). Wie die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Rainer Wimmer durch das Wirtschaftsministerium zeigt, hat etwa keine einzige junge Frau eine Prüfung als Dachdeckerin oder Schalungsbauerin abgelegt, während dies 245 beziehungsweise 224 Männer getan haben. Dafür haben 151 Frauen ihre Ausbildung zur zahnärztlichen Fachassistentin abgeschlossen, aber kein einziger Mann.

Auch bei den Lehrberufen, die junge Österreicher am häufigsten wählen, gibt es "typische" Mädchen- und Burschenjobs. Neben elf Jobs – wie jenem der Zahnarztassistentin –, wo nur Frauen eine Lehre abgeschlossen haben, ist der Anteil der Frauen bei der Ausbildung zur Friseurin mit 93 Prozent am höchsten. Bei Mädchen am beliebtesten ist nach wie vor der Job als Einzelhandelskauffrau. Insgesamt haben knapp 6.000 Lehrlinge ihre Prüfung abgelegt, davon waren 4.200 Frauen.

Neben 51 Berufen, wo nur Burschen eine Prüfung abgelegt haben, darunter etwa in Fahrzeugbautechnik, Straßenerhaltung und als Hufschmied, ist der Männeranteil bei den Maurern mit 99,3 Prozent am höchsten. Von 1.292 Maurer-Lehrlingen waren österreichweit nur neun Mädchen. Der häufigste Beruf, in dem Lehrlinge ihre Prüfung absolviert haben, war Elektrotechnik.

18 Prozent fallen durch

Aus der Statistik geht zudem hervor, dass 18 von 100 Lehrlingen ihre Prüfung im Jahr 2014 nicht bestanden haben. Die Erfolgsquote liegt bei 81,7 Prozent und sinkt damit erneut, 2013 haben noch 82,2 Prozent der Lehrlinge ihre Prüfung geschafft. Vor zehn Jahren lag derselbe Wert bei knapp 84 Prozent.

Am erfolgreichsten waren 2014 die burgenländischen Lehrlinge mit 86 Prozent bestandenen Prüfungen, am öftesten durchgefallen sind Lehrlinge in Tirol mit 21 Prozent. In der Sparte Information und Consulting haben fast 90 Prozent der Lehrlinge bestanden, am schlechtesten schnitten die Lehrlinge in den überbetrieblichen Werkstätten mit 27 Prozent Durchfallquote ab. (Michael Bauer, Lisa Kogelnik, 28.7.2015)