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Hierzulande oft lieblos behandelt: Roséwein.

Foto: reuters/nogier

Roséwein wird bei uns grundsätzlich nicht getrunken. Auch nicht bei Temperaturen jenseits der 30 Grad. Ganz anders in Frankreich, wo man sich vor allem im Sommer den Freuden des weißgepressten Rotweins hemmungslos hingibt. In Österreich tut man sich offenbar schwer mit dem Zwitterwesen: Ausgerechnet in einem Land, in dem sich keiner gern festlegt, fordert man vom Wein eine klare Zuordnung ein.

Resteverwertung, Himbeerkracherl?

Entsprechend lieblos wird der Rosé dann auch behandelt: Für viele Winzer ist er bloß Resteverwertung, und Weinkenner rümpfen schon beim Anblick der rosaroten Flüssigkeit verächtlich die Nase. Kein Wunder, hat man es doch oft mit erbarmungswürdigen Kreationen zu tun, die geschmacklich nur knapp am Himbeerkracherl vorbeischrammen.

Gäbe es da nicht Christian Tschidas "Himmel auf Erden". So ähnlich fühlt man sich dann auch beim Genuss seines Rosés: dezente Pikanz statt aufdringlicher Frucht. Tiefgang, wo sonst nur Belanglosigkeit herrscht. Ziemlich pur und ziemlich gut. Aus Cabernet Franc Trauben gepresst, im großen Holz vergoren, ohne Schwefelzugabe. Und weil guter Wein auch eine schöne Verpackung möchte, ziert das Etikett eine Radierung von Alfred Hrdlicka: Franz Schubert ergötzt sich darauf in einer frivolen Runde an eindeutig irdischen Genüssen. (Christina Fieber, Rondo, 31.7.2015)