Iris Andrascheks Fotos sind nun im Künstlerbuch "Wait until the night is silent" (Edition Fotohof) erschienen.

Foto: Iris Andraschek, Fotohof Edition 2015

Salzburg – Ein Panther schleicht über ihre Schulter: Das Tattootier zeigt die Krallen, so als hätte es gerade den Reißverschluss am Sommerkleid zerstört. Selbstvergessen, verträumt wirken die Frauen auf den Fotografien von Iris Andraschek. Manches Mal unverhohlen nackt, aber keinesfalls offensiv erotisch, liegen sie auf rostigen Kühlerhauben, lümmeln auf zerschlissenen Rattansesseln und ausgedienten Autobussitzen, aus denen die Federung bereits herausquillt, an einer Feuerstelle im Wald oder treiben auf morschen Ruderbooten über den See – die Dämmerung oder den Sommerregen erwartend.

Im Grunde aber warten die Frauen auf nichts. Sie sind. Sind im Heute. Im Moment. Sind so wie die Malven und Sonnenblumen im Bauerngarten. Das ist das Besondere dieser Bilder, deren Flair – gedämpftes, weichzeichnendes Sonnenlicht und wohliger Müßiggang – an romantische Sehnsuchtsmotive in Sofia Coppolas The Virgin Suicides erinnern.

Andraschek (geb. 1963) hat sie in Ontario aufgenommen – oder besser: hat sie inspiriert von den Schauplätzen und der Interaktion mit den Protagonisten inszeniert. 2002 und 2010 war das bereits. Und dennoch scheinen ihre wie aus der Zeit gefallenen Serien Best left at home with friends und Curious, nervous, but nothing happens – Fotos einer alternativen, hippiesken Community – stetig aktueller zu werden. Je schneller unsere Welt scheint, umso mehr lockt Langsamkeit und die scheinbar vollkommene Freiheit des Ennuis.

Den Fotografien Andrascheks gegenübergestellt sind Bilder junger Frauen aus Las Vegas von Stefanie Moshammer (geb. 1988). Statt natürlicher Erotik dominieren hier eingeübte, nicht immer überzeugende Posen des nächtlichen Gewerbes. Ein harter, kalter, aber gelungener Kontrast zur Traumlandschaft in den Wäldern Kanadas. (Anne Katrin Feßler, 28.7.2015)