Beim Volk der Baka in Kamerun wachsen die Kinder in den ersten beiden Lebensjahren vergleichsweise langsam.

Foto: USAID / L. Petheram

Paris/Wien – Wissenschaftlich ist der Begriff unbrauchbar. Dennoch hat es sich eingebürgert, Regenwaldbewohner in Zentral- und Ostafrika als "Pygmäen" zu bezeichnen, abgeleitet von der altgriechischen Bezeichnung für Fäustling oder "von der Größe einer Faust". Ursprünglich bezeichnete man damit mythische Fabelvölker. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Bezeichnung für afrikanische Populationen verwendet, deren gemeinsames Merkmal Kleinwüchsigkeit ist.

Wie genetische Untersuchungen gezeigt haben, haben diese Völker, denen heute insgesamt gut 150.000 Personen angehören, ethnologisch betrachtet nur wenig miteinander zu tun. Das bestätigt nun auch eine Studie, die nach Erklärungen für die Körpergröße beim Volk der Baka suchte, das in Kamerun beheimatet ist.

Fernando Ramirez Rozzi (CNRS Paris) und Kollegen untersuchten hunderte Angehörige der Baka von der Geburt bis zum Alter von 25 Jahren und machten dabei eine überraschende Entdeckung. Während die Neugeborenen genauso groß sind wie französische Babys, verlangsamt sich das Wachstum in den ersten zwei Jahren, um dann aber ab dem dritten Lebensjahr "ganz normal" weiterzugehen.

Konvergente Evolution

Wie die Forscher im Fachblatt "Nature Communications" schreiben, sei das ein Beispiel für "konvergente Evolution". Die geringe Körpergröße sei eine Anpassung an den Regenwald, die bei anderen "Pygmäen"-Völkern auf andere Weise erreicht werde. (tasch, 28.7.2015)