Da ist es nun also. Das erste Windows unter der Ägide des neuen Microsoft-Chefs Satya Nadella. Und sein "Baby" namens Windows 10 soll nicht nur jene Nutzer zurückgewinnen, die mit dem zu radikal auf "Touch first" ausgerichteten Windows 8 nichts anfangen konnten, sondern auch die Ära von Windows 10 als Dienstleistung einleiten.

Seit heute verteilt Microsoft sein neues Betriebssystem Windows 10 an private Anwender – als Download. Das Upgrade gibt es kostenlos für alle, die derzeit mit Windows 7 oder 8 arbeiten. Später soll es dann parallel auf allen Geräten laufen, auch auf dem Smartphone und der Xbox. Einen Nachfolger soll es nicht mehr geben – nur noch fortlaufende Funktions- und Sicherheitsupdates. Nach einem Flop mit dem Vorgängersystem Windows 8 übersprang Microsoft die Nachfolgenummer 9, um mit einer runden Zahl neu durchzustarten.

Unterlage für Clouddienste

Das Betriebssystem ist als Unterlage gedacht, auf der das Unternehmen seine wachsende Anzahl an Cloudangeboten – vom Cloudspeicher Onedrive bis hin zu Office – durch komfortable Integrationsmöglichkeiten an die Kundschaft bringt. Freilich auch, um einige davon auch zum Bezahlen für Premiumleistungen zu bewegen. Das Zeitalter, in dem Microsofts eigene Produktivsoftware als Vehikel für Windows genutzt wurde, ist vorbei.

Doch kann der Plan aufgehen? Kann Windows 10 die Verfehlungen seines Vorgängers ausmerzen und an den einstigen Erfolg von Windows 7 anschließen? Der WebStandard hat das neue Betriebssystem genauer unter die Lupe genommen.

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Einfache Installation

Es ist eine gute Nachricht, mit der man diesen Test einleiten kann: Wer schon ein Windows-8-System installiert hat, wird auch Windows 10 problemlos aufsetzen können. Und selbst wer kaum Erfahrung mit der Installation eines Betriebssystems hat, dürfte von dem weitgehend selbsterklärenden Prozedere kaum überfordert sein.

Abseits von Einstellungen wie Sprache, Zeitzone und ähnlichem ist nicht viel zu tun. Auch verschiedene Datenschutz-Einstellungen lassen sich konfigurieren, ebenso wie die Kopplung des Systems mit Onedrive als Synchronisationslösung über mehrere Windows-Geräte hinweg (was hinsichtlich der Systemeinstellungen auch zwischen Windows 10 und Windows 8.1 reibungslos klappt).

Voraussetzung dafür ist allerdings die Verwendung eines Microsoft-Kontos (auf dieser Basis erfolgte auch der Test), das denn auch Zutritt zum Windows Store ermöglicht. Etwas versteckt gibt es aber weiterhin die Option, ein lokales Konto ganz ohne Verbindung mit Microsofts Onlinediensten anzulegen. Der Rest der Installation besteht hauptsächlich daraus, darauf zu warten, dass die Daten vom USB-Stick oder der DVD auf den Rechner geschaufelt werden.

Zwischen 22 und 23 GB belegte das Testsystem (Windows 10 Pro x64) nach der Installation, wobei in diesem Falle von einer frisch installierten Windows Insider-Build auf die RTM-Version aktualisiert und anschließend eine Systembereinigung durchgeführt wurde. Sämtliche Treiber der Laptopkomponenten waren korrekt vorinstalliert, aktuellere Versionen für manche wurden per Windows-Update nachgeliefert.

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Desktop-Interface

Danach wird man von einem etwas moderner gestalteten Login-Screen begrüßt. Vorgeschlagen wird die Einrichtung eines kurzen PINs, der statt eines Passwortes verwendet werden kann. Während das Kennwort universal den Zugang zu allen eigenen Windows-Rechnern ermöglicht, ist die kurze Ziffernfolge nur für das jeweilige Gerät gültig, auf dem sie eingerichtet wurde. Ebenso zur Auswahl steht die Möglichkeit, drei selbstdefinierte Punkte auf einem Bild in bestimmter Reihenfolge anzuklicken. Mit entsprechender Hardware sind auch Iris-Scan, Gesichtserkennung und Fingerabdruckscan möglich.

Getestet wurde mit einem Notebook mit Touchdisplay. Dementsprechend tauchte nach dem Login der Desktop auf. Die einst transparente Taskleiste ist einem dunklen und undurchsichtigen Streifen gewichen. Auch der Hintergrund des leicht durchsichtigen Startmenüs ist schwarz gehalten. Dies lässt sich allerdings ändern, Windows 10 kann die Akzentuierung auch automatisch an die Farbstimmung des Hintergrundbildes anpassen.

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In der Taskleiste finden sich drei neue Elemente. Dies wären das Suchfeld der Sprachassistentin Cortana (sofern diese aktiviert wurde), die neue "Taskansicht" sowie die Benachrichtigungszentrale. Letztere ist an die Stelle der ehemaligen "Charm Bar" gerückt. Sie bietet Schnelleinstellungen und liefert Benachrichtigungen des Systems von anderen Apps als auch Hinweise auf neue Mails oder anstehende Kalenderereignisse. Sie entspricht, auch äußerlich, der Notification Bar von Windows Phone 8.1.

Sie macht als solche einen guten Job, kann bei vielen Nachrichten allerdings auch etwas überladen wirken. Trotz kleinerer Defizite ist es wichtig, dass es nun einen einheitlichen Hub für Benachrichtigungen gibt.

Die Taskansicht tut genau das, was ihr Name verheißt. Sie zeigt aktuell geöffnete Programme mit einer kleinen Vorschau an und ermöglicht das schnelle Beenden oder flotten Wechsel. Über sie erreicht man auch eine Funktion, die in anderen Betriebssystemen schon lange Usus ist: das Anlegen virtueller Desktops. Während die User von OS X oder diverser Linux-Systeme teils seit Jahrzehnten mit mehreren Ablagen arbeiten können, musste man sich unter Windows dafür bisher der Software von Drittherstellern bedienen.

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Startmenü

War er in Windows 8 ganz weg, in Windows 8.1 lediglich ein Shortcut zum bildschirmfüllenden Kachelmenü, folgt der Startknopf nun wieder seinem ursprünglichen Zweck. Mit dem klassischen Listenmenü hat das neue Startmenü allerdings nur noch bedingt zu tun. Stattdessen ist es eine verkleinerte, mit variabel konfigurierbarer Fläche ausgestattete Version der "Metro UI", garniert um Shortcuts zu zuletzt und besonders häufig verwendeten Programmen sowie Verweise auf die Gesamtliste installierter Software und die Systemeinstellungen.

Was zuerst ungewohnt erscheint, entpuppt sich aber als brauchbare Lösung. Die eigenen Lieblings-Tools und Games können gruppenweise angeordnet werden und bieten in dieser Form trotz (größenverstellbarer) Kacheln gute Erreichbarkeit per Maus. Am schnellsten ist es zwar immer noch, die Anfangsbuchstaben eines Programms einzutippen und es mit "Enter" zu starten, doch nicht jeder merkt sich die Namen jeder Software, die im Laufe der Zeit auf dem Rechner landet.

Das Einsortieren funktioniert allerdings nur, wenn ein Programm auch in der "Alle Apps"-Liste aufscheint. Das ist noch nicht immer nicht überall der Fall – derzeit etwa nicht bei Spielen, die via Steam heruntergeladen wurden. Auch die Erfassung der meistgenutzten Programme scheint noch nicht zuverlässig zu funktionieren. Beim Test tauchte etwa kein einziges Mal der manuell gestartete "Lenovo Companion" in der Auflistung auf.

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Niedrige Lernkurve

Auch bei anderen Bereichen hat Microsoft Hand angelegt. Die Systemsteuerung wurde vereinfacht und weist neun Rubriken auf. Eine Auflistung aller einzelnen Wahlmöglichkeiten lässt sich nicht mehr erzwingen. Die Bedienlogik entspricht jener der Windows 8-Touchmenüs, die Gestaltung ist aber insgesamt übersichtlicher.

Überhaupt hat man die Systemoberfläche und viele der vorinstallierten Apps nun derart gestaltet, dass sie sich gut per Maus und Finger bedienen lassen. Das System kann, wenn nur noch ein Touchdisplay als Eingabegerät vorhanden ist, automatisch in den Tabletmodus schalten. Mit zwei Klicks lässt sich der Wechsel auch erzwingen – etwa eben auf einem Laptop mit berührungsempfindlichem Bildschirm. Ebenso lässt sich manuell festlegen, in welcher Ansicht der Rechner bootet.

Im Tablet-Modus erscheint das Startmenü in kacheliger Vollbildpracht. Auch Programme werden in Maximalansicht geöffnet. Bekannte Gesten aus Windows 8, etwa zur Nutzung von zwei Apps mit variabler Anzeigebreite gleichzeitig, funktionieren weiterhin. Die Taskleiste bleibt bestehen, die Icons laufender Programme lassen sich optional einblenden. Sowohl für Nutzer des klassischen Desktops von Windows 7, wie auch für jene, die ein Windows 8-Tablet ihr Eigen nennen, wird die Lernkurve damit niedrig gehalten.

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Mängel

Von Perfektion und Vollständigkeit ist man allerdings ein paar Schritte entfernt. Einerseits neigt das neue Startmenü am Desktop gelegentlich noch zu Aussetzern – mal startet ein Programm erst extrem verzögert oder der Klick wird gar nicht erst registriert, mal bleibt das gesamte Menü 20 Sekunden lang hängen – und andererseits sind zwar viel mehr Einstellungen jetzt auch fingertauglich, aber eben nicht alle.

Der Gerätemanager ist beispielsweise nach wie vor ein reines Desktopfenster und wirft den Nutzer auf eben jene Oberfläche zurück, was ungute Erinnerungen an Windows 8 weckt. Und dann gibt es nach wie vor keinen vorinstallierten, touchoptimierten Dateimanager. Der Windows Explorer wurde kaum verändert und ist selbst auf einem 14-Zoll-Display mit der Hand nicht angenehm zu bedienen. Ein absolut vermeidbares Manko. Auch die Konfiguration der Audiowiedergabe ist abseits des einfachen Lautstärkereglers noch immer auf Mauseingabe ausgelegt.

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Edge

Bei den vorinstallierten Apps aus Eigenproduktion hat Microsoft ausgemistet. Das Sortiment umfasste eine Uhr mit Wecker, Weltzeit und Zeitmessung, Nachrichtenprogramme, Mailprogramm, Taschenrechner, eine Wetter-App, Galerie, Solitaire und Systemtools wie die Powershell. Die wichtigsten Neuzugänge sind allerdings Cortana und der Edge-Browser.

Das neue Surftool existiert parallel zum Internet Explorer und nutzt eine entschlackte Weiterentwicklung der IE-Rendering-Engine "Trident". Der Browser kommt mit einem freundlichen, touch- wie maustauglichen Interface und netten Features.

So können etwa auf jeder Website Notizen angelegt werden. Dafür gibt es eine Stiftfunktion mit verschiedenen Farben und Größen, einen Textmarker, eine Option für eingetippte Kommentare und einen Radiergummi. Auch Ausschnitte von Seiten lassen sich einfach erstellen. Ebenso können Fundstücke schnell mit anderen geteilt werden, etwa per Mail oder als Cloudnotiz in Onenote.

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Seiten lassen sich als Favoriten markieren und tauchen dann in einer entsprechenden Liste auf. Artikel können in eine Leseliste für späteren Konsum aufgenommen werden. Der Verlauf zeigt die zuletzt besuchten Adressen an und auch die letzten und laufenden Downloads spuckt der Browser übersichtlich aus. All diese Features sind über die bei Bedarf ausklappende und auch anheftbare rechte Seitenleiste realisiert, was gut funktioniert.

Der Inprivate-Modus verhindert das Anlegen eines Verlaufes und löscht die Daten der aktuellen Sitzung nach seiner Beendigung, ist also das, was man von anderen Browsern als Inkognito-Funktion kennt. Weiters kennt der Browser einen Lesemodus, der die Textinhalte einer Seite mit reduzierter oder komplett ausgesparter Bildauswahl in eine buchartige Form rückt, die sich in Farbgebung und Schriftgröße beeinflussen lässt.

In puncto Performance lieferte Edge bei anspruchsvolleren Seiten wie Youtube subjektiv eine gute Figur ab. Erweiterbar, so wie etwa Firefox oder Chrome mit ihren Extensions, ist er allerdings nicht.

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Cortana

Cortana startete einst auf Windows Phone und soll auch für Windows 10 das werden, was Siri und Google Now für iOS und Android sind – ein Sprachassistent. An den vollständigen Möglichkeiten von Cortana dürfen sich Windows-10-Nutzer aber nur erfreuen, wenn sie im englischsprachigen Raum leben und ihr System auch auf Englisch eingestellt haben.

Denn die deutschsprachige Cortana, die sich beim Test auch nur mit der Regionseinstellung Deutschland, nicht jedoch Österreich, verwenden ließ, hinkt noch weit hinterher. Letzte E-Mails lassen sich anzeigen, Apps starten, Kalendertermine anlegen und abrufen. Auch das gezielte Suchen von lokalen und online per Onedrive gesicherten Fotos bestimmten Datums klappt. Und auch manche persönlichen Fragen beantwortet Cortana mehr oder weniger humorvoll, ebenso hat sie ein paar Witze auf Lager.

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Doch ein Radio über Groove Music lässt sich ebenso wenig starten wie Cortana Umrechnungskurse oder Sportergebnisse liefert. Bei sehr vielen Fragen antwortet sie nicht direkt, sondern öffnet einfach den Browser und übergibt die Suche 1:1 an Bing – mit wechselhaftem Erfolg.

Auch die Integration in Edge scheint in der deutschen Ausgabe trotz entsprechend gesetzter Einstellung im Browser noch nicht zu funktionieren. Cortana kann zwar per normaler Sprachausgabe die Frage beantworten, wie groß Tom Cruise ist (1,70 Meter), doch eine Echtzeitabfrage im Browser, wo das Ergebnis auftauchen sollte, ohne dass man extra die Suchanfrage abschicken muss, funktioniert nicht. Die US-Ausgabe, wie sich etwa bei "The Verge" nachlesen lässt, kann dies.

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Store und Inhalte

Mit "Groove" hat Microsoft seine eigene Musikplattform auf Basis des einstigen Xbox Music integriert, die optisch etwas an Google Play Music erinnert. Der Umfang an Bewertungs- und Empfehlungsfeatures ist im Vergleich zu anderen Anbietern aber noch sehr gering.

Neben dem eigenen lokalen Content kann hier auch Onlinemusik organisiert und abgespielt werden. Es lässt sich ein kostenpflichtiges Streaming-Abo mit der Möglichkeit eines Gratis-Testmonats abschließen. Das Tool kann iTunes-Wiedergabelisten importieren, dazu lassen sich die Suchorte für Musikinhalte auf der Festplatte genau definieren. Zum Einkauf neuer Musik dient allerdings nicht Groove, sondern der Microsoft Store.

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Dieser bildet das zentrale Inhaltsangebot der Windows-Welt. Hier gibt es Apps, Spiele, Musik und Videoinhalte zu kaufen. Im Softwarebereich sind bereits einige namhafte Vertreter – etwa Adobe – präsent, wie gehabt finden sich aber auch noch allerlei Games und Werkzeuge eher trashiger Qualität im Sortiment.

Der Bezug von Software über den Store soll eine einheitliche Installation ermöglichen und Sicherheit gewährleisten. Wie schon in Windows 8 ist er allerdings eine optionale Bezugsquelle. Programme lassen sich nach wie vor normal herunterladen und installieren beziehungsweise von einem Datenträger einspielen. Wenngleich Microsoft natürlich versucht, seine eigenen Angebote attraktiv zu platzieren, findet man bei Windows 10 keinen sogenannten "Walled Garden" vor.

Wichtig, weil potenziell auch heikel: Wer für den Windows-Login einen PIN eingestellt hat, nutzt diesen auch zur Bestätigung der Zahlung bei Einkäufen im Store. Eine Möglichkeit, dies separat umzustellen, war nicht auffindbar.

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Die integrierte Sicherheitslösung von Windows 10 firmiert nach wie vor unter dem Namen "Windows Defender". Allzu umfassende Einstellungen bietet dieser nicht. Der Nutzer kann den Echtzeitschutz, die Cloudkommunikation (mit der laut Datenschutzrichtlinien anonymisierte Hardware- und Nutzungsinformationen zur Produktverbesserung erfasst werden) sowie den Upload von entdeckter Malware auf die Server von Microsofts Sicherheitsteam nach Wunsch ein- und ausschalten. Dazu können sich Dateien, Ordner und Prozesse definieren lassen, die vom Scan ausgenommen werden, etwa wenn harmlose Software einen Fehlalarm auslöst.

Etwas verwirrend ist, dass sich diese Einstellungen nur in der Systemsteuerung finden, während die Möglichkeit, manuell nach aktuellen Signaturupdates suchen zu lassen und einen Systemscan vorzunehmen wiederum in der Defender-App geparkt ist. User können freilich statt der auf Basisschutz ausgelegten Microsoft-Lösung auch andere Antivirensoftware verwenden.

Weitere Apps

Gut gestaltet sind die kleineren Helfer. Die Foto-App erlaubt das einfache Anlegen von Alben und kann anhand des Datums von Fotos gleich eine Vorsortierung treffen. Dazu bringt sie einfache Bearbeitungsfunktionen und eine Reihe an Filtern mit. Die Karten-App ermöglicht Routenplanung für Autoverkehr und Fußwege. Öffis und Radwege fehlen, zumindest in Österreich und Deutschland. Sehr schön anzusehen: Die 3D-Abbildungen, die für einige Städte zur Verfügung stehen.

Der überarbeitete Mail-Client ermöglicht auch die Erstellung komplexerer Nachrichten ohne viel Bedienaufwand, selbst im Touchmodus. Die Kalender-App kann nun endlich auch Termine vom Google-Kalender importieren und wirkt aufgeräumter.

Die Xbox-App richtet sich vornehmlich an Besitzer der gleichnamigen Konsole. Sie liefert Aktivitäten und Erfolge von Freunden auf Xbox Live und erlaubt es, mit ihnen zu kommunizieren. Per Game DVR kann man in unterstützten Spielen mittels Tastenshortcut Screenshots und Videoclips anlegen, die sich anschließend an die Community freigeben lassen.

Das bedeutendste, allerdings nicht getestete Feature ist die Möglichkeit, Xbox-One-Games auf den PC zu streamen. Das soll, bei entsprechender Netzwerkausstattung, auch per WLAN nahezu ohne Verzögerung funktionieren.

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Wer möchte, kann in der Xbox-Oberfläche auch Verknüpfungen zu Games anlegen, die nicht aus dem Store stammen. Von diesen werden allerdings keine Aktivitäten oder Achievements erfasst. Zudem ergibt sich hier das gleiche Problem wie beim Startmenü: Steam-Spiele lassen sich gar nicht erst wählen.

Auch in diesem Bereich ist Microsoft noch nicht, wo der Konzern hinmöchte. Erst wenn Windows 10 auch die Xbox One erreicht, soll die PC- und Konsolenwelt zumindest ein Stück weiter zusammenwachsen. Angekündigt ist sogar Cross-Plattform-Multiplayer. Der erste Titel, der dies unterstützen wird, ist das von Lionhead Games entwickelte Action-Rollenspiel "Fable Legends". Die Spielezukunft von Windows 10 entscheidet sich also noch nicht heute.

Mit dem "3D Builder"-Tool demonstriert Microsoft, dass Windows 10 nativ 3D-Drucker unterstützt. Neben der Möglichkeit, die Erstellung eines plastischen Kunstwerks in Auftrag zu geben, bringt die Software eine Betrachtungsfunktion sowie rudimentäre Bearbeitungsmöglichkeiten für bestehende Modelle mit. Wer selbst Figuren erschaffen will, muss auf Drittsoftware zurückgreifen – etwa mächtige Open-Source-Tools wie Blender.

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Office

An anderer Stelle hat Microsoft entschlackt. Office-Apps sind nicht vorinstalliert, lediglich eine App, über die sich Office 365 abonnieren lässt. Im Store finden sich Word Mobile, Excel Mobile und Powerpoint Mobile, die die wichtigsten Funktionen mit übersichtlicher und für Maus und Finger geeigneter Oberfläche liefern.

Sie können ohne Office 365-Abo (in der Personal-Lizenz kostet dies sieben Euro im Monat oder 69 Euro im Jahr, bringt aber einen TB Speicher auf Onedrive sowie 60 Gesprächsminuten in Telefonnetze pro Monat per Skype mit), allerdings nur zum Lesen genutzt werden. Als Dauerlösung für Einmalzahlung bietet Microsoft nach wie vor Office 2013 an, das aber wiederum nicht zum Volleinsatz der Mobile-Umsetzungen berechtigt. Office 365 kann in einem einmonatigen Gratisabo getestet werden.

Es handelt sich hierbei um kein Windows-10-Spezifikum. Die gleiche Situation finden auch Windows-8-Nutzer vor.

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Zur Textanzeige- und Bearbeitung finden sich der Editor und Wordpad auf Windows 10 vorinstalliert. Die in Windows 8 noch eigens integrierte App zur Anzeige von E-Books und PDFs wurde entfernt. Für EPUBSs muss zusätzliche Software installiert werden, PDFs gehen standardmäßig im Edge-Browser auf.

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Es handelt sich hier um die Softwareausstattung einer "nackten" Windows-10-Installation. Die tatsächliche Auswahl vorinstallierter Programme, die sich etwa auf einem neu gekauften Laptop findet – inklusive im Kaufpreis inbegriffener Office 365-Abos –, kann stark variieren.

Akkulaufzeit

Auch ein andere Punkt soll zumindest am Rande thematisiert werden. Berichten zufolge soll sich Windows 10 auf manchen Rechnern mit Intel-Prozessor durch einen Fehler negativ auf die Akkulaufzeit auswirken. Soweit dies im kurzen Testzeitraum mit der RTM-Version beurteilbar ist, war dies zumindest beim Testgerät (mit mobiler Intel-Core-i5-CPU der vierten Generation) nicht der Fall. Die Ausdauer der Batterie entsprach der Erfahrung unter Windows 8.

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(K)ein Fazit

Will man ein Fazit zu Windows 10 ziehen, so kann es zu diesem Zeitpunkt und obwohl Microsoft das System offiziell als "fertig" ansieht, nur ein vorläufiges sein. Für die meisten Endanwender, also jene, die Windows privat, im Homeoffice und im Büro am PC oder Laptop verwenden, stellt Nadellas Erstling einen Schritt nach vorne dar.

Die Zielgruppe der Windows-7-Nutzer, die sich gemeinsam mit Windows-8-Besitzern fürs Gratisupdate qualifizieren, können auf eine modernere Plattform wechseln, ohne allzu viel Einarbeitung zu benötigen. Windows-8-Umsteiger erhalten sowohl ein Startmenü zurück als auch eine deutliche Erweiterung der Touchoberfläche. Doch ganz fertig scheint, wie erwähnt, keine von beiden zu sein.

Auch die Überarbeitung mancher Standard-Apps und der Verzicht auf unnötigen Ballast sind positiv anzumerken. Mit Edge zeigt Microsoft, dass man in der Lage ist, einen modernen Browser zu liefern und sich von angesammeltem Ballast zu trennen, ohne komplett mit dem Internet Explorer zu brechen, der die Windows-Welt wohl noch begleiten wird, bis auch die letzte Internet- und Intranetseite auf aktuelle, standardkonforme Webtechnologien umgestellt ist.

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Cortana, jedenfalls ihre deutschsprachige Ausgabe, zeigt aktuell nur eine kleine Vorschau ihres Könnens. Derzeit bietet die Sprachassistentin aber noch zu wenig Mehrwert, um Nutzer an die tägliche Verwendung gesprochener Befehle zu gewöhnen.

Andere Teile von Windows 10, etwa die Xbox-App, geben ebenfalls nur einen kleinen Eindruck der Zukunft wieder. Eine wichtige Unique Selling Proposition von Windows 10 ist derzeit überhaupt noch fast ganz ausgeklammert: Continuum.

Bugs

Während die Synchronisation von Daten und Einstellungen softwareseitig recht ausgereift ist, wird man auf die Erfüllung der Vision vom Handy, das sich einfach zum kleinen Desktoprechner umfunktionieren und fließend mit anderen Geräten abgleichen lässt, noch warten müssen. Windows 10 Mobile ist noch in einem frühen Stadium der Entwicklung und wird am Jahresende zusammen mit neuen Microsoft-Lumia-Smartphones erscheinen. Und auch der tragbare Augmented-Reality-Rechner Hololens ist noch Zukunftsmusik.

Windows 10 wird außerdem noch von kleineren Bugs geplagt. Verschiedene Hänger sowie auch Aussetzer des Startmenüs und anderer Schaltflächen konnten während des Tests beobachtet werden – schwere Fehler allerdings nicht. Für den Alltagseinsatz ist das System also prinzipiell geeignet – auch wenn der äußere Fortschritt die innere Baustelle nicht zu verstecken vermag. (Georg Pichler, 29.7.2015)