Porsche, das Rote Kreuz, Spar – sie alle haben in den letzten Tagen Mitarbeiter entlassen, weil diese mit hetzerischen Kommentaren im Netz auffielen. All diese Hasspostings drehten sich um Flüchtlinge in Österreich, in einem Tonfall, "dass einer Sau graust", wie Armin Wolf in der "ZiB 2" kommentierte.

Facebook ist kein Stammtisch

Wie nie zuvor werden Unternehmen damit konfrontiert, was ihre Mitarbeiter für private Ansichten haben. Hier setzen viele Kritiker der Entlassungen an: Früher sei es ja auch egal gewesen, was am Stammtisch besprochen wird. Es ist wichtig, auf diesen Kritikpunkt zu hören, denn er unterstreicht, wie wenig sich die Menschen der Konsequenzen von online getätigten Äußerungen bewusst sind.

Dass es "egal" ist, was am Stammtisch oder auf Facebook besprochen wird, stimmt natürlich nicht. Das haben die betroffenen Unternehmen auch alle mit ihren Statements bewiesen, die darauf hinwiesen, dass Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit bei ihnen keinen Platz haben. Sich von einem Mitarbeiter zu trennen, der einem jungen Flüchtlingsmädchen einen Flammenwerfer statt der Wasserdusche wünscht, ist nicht nur arbeitsrechtlich konform, sondern auch konsequent.

Wenn der Hass noch mehr wird

Ganz so einfach ist der Umgang mit Hasspostern aber trotzdem nicht. Der 17-jährige Lehrling hat sich mehrfach für seine Aussage entschuldigt. Derart harte Maßnahmen wie die Entlassung können gerade bei einem jungen Menschen noch mehr Hass gegenüber anderen auslösen, ihn radikaler werden lassen. Neue, menschenverachtende Postings werden damit jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Diese Hasspostings kann man nicht mit einer Angst vor "Überfremdung" erklären. Aber trotzdem steht dieser Sommer im Zeichen der unhaltbaren Ereignisse in Traiskirchen. Viele Menschen sind mit der Situation überfordert, andere nutzen jede Gelegenheit für Hetze und Stimmungsmache. Die Stimmung in den sozialen Medien ist oft so gehässig, dass sich eine Gruppe gebildet hat, die nun rassistische Poster ausfindig macht – was grundsätzlich gut ist.

Bestrafung: Ja, aber ...

Wenn diese an ihre Arbeitgeber "ausgeliefert" werden, stellt sich die Frage nach Konsequenzen. Fremdenfeindlichkeit ist nicht tolerierbar, das ist keine Frage. Und ja, sie muss bekämpft werden, aber "Auge um Auge, Ausgrenzung um Ausgrenzung", wie ein Facebook-User die Entlassung des Porsche-Lehrlings kommentierte, ist nicht der richtige Weg. Vielmehr sollte es ein Anliegen der Unternehmen sein – die wie Spar zum Beispiel Menschen aus 30 Nationen beschäftigen –, dass betroffene Mitarbeiter ihre radikale und ausgrenzende Einstellung ablegen. Der 17-Jährige hat von sich aus angeboten, Flüchtlinge zu besuchen, sie kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen. Der Arbeitgeber revidiert die Entscheidung aber nicht. (Lara Hagen, 30.7.2015)