Nur ein Hauch von Eitelkeit: Gerald Klug mit seinem malischen Amtskollegen Tieman Coulibali (li.)

Seidl

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....sowie dem Spanier Pedro Morenés Eulate und der Deutschen Ursula von der Leyen (re).

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Oberstleutnant Ingrid Cap hält die Stellung für Österreich.

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Es geht natürlich um wohlinszenierte Bilder. Vor allem jenes, auf dem Soldaten aus Mali vor dem österreichischen Minister, seiner deutschen Amtskollegin Ursula von der Leyen und seinem spanischen Kollegen Pedro Morenés Eulate strammstehen, dürfte der Eitelkeit des Österreichers geschmeichelt haben. Der Anlass ist beinahe eine Nebensache: Der deutsche Brigadegeneral Franz Pfrengle hat das Kommando der EU-Mission in Mali vom spanischen General Alfonso García-Vaquero Pradal übernommen.

Was dabei der österreichische Minister zu tun hat? Klug ist bemüht darum, hier den Eindruck einer Werbung in eigener Sache zu vermeiden. Es gehe nur um die Sache selber. Und das ist eine große Sache, eine, die viel grundsätzlichere Bedeutung hat als es die Zahl der derzeit acht österreichischen Soldatinnen und Soldaten bei der European Union Training Mission Mali vermuten ließe.

"Wer Österreich schützen und verteidigen will, der muss dort für Stabilität sorgen, wo Krisen herrschen", argumentiert Klug unter Hinweis auf die großen Ströme von Migranten, die durch Mali geschmuggelt werden. Menschen- und Drogenschmuggel werden von örtlichen Machthabern als ureigenstes Privileg betrachtet – was neben islamistischen Anschlägen ein Hauptgrund für Unruhen und Terroranschläge auf die staatliche Zentralgewalt in Mali sei.

Deshalb müsse sich Österreich eben in Mali engagieren. Nicht nur mit den acht Heeresangehörigen bei der EU-Truppe (jährliche Kosten: etwa 700.000 Euro), deren Zahl auf 20 aufgestockt werden soll, sondern auch bei der UN-Mission Minusma, die im Norden Malis für Ordnung sorgen soll.

Worum es dabei geht, erläutert die – erfrischend unmilitärisch wirkende – Kommandantin des österreichischen Kontingents, Oberstleutnant Ingrid Cap: "Die malische Armee kämpft im Norden und ist dabei nicht sehr erfolgreich. Die Mission EUTM Mali hat rein die Aufgabe, die Soldaten hier im Süden des Landes auszubilden – und es gibt die Kritik, dass wir sie nicht in den Einsatz begleiten."

Mangelnde Führungsstruktur

Diese Trainingsmission sei relativ erfolgreich (was auch Klug von den malischen Politikern zu hören bekommt, die er im Lauf seines Arbeitsbesuchs trifft), denn der Zustand der malischen Truppen ist nach den Unruhen von 2012/13 in einem durchaus verbesserungswürdigen Zustand. "Das Problem ist: Es mangelt an Führungsstruktur und an Disziplin", sagt Cap. Oft käme es vor, dass die von EUTM auszubildenden Soldaten zwar in der Früh zur Fortbildung antreten, dann aber verschwinden und nicht mehr gesehen werden. Was soll man tun, wenn die lokalen Kommandanten davonlaufen? Sie besser schulen, lautet die Aufgabe der EUTM.

Ebenso die einfachen Soldaten: Häufig gefährden sie sich und andere durch ihr unprofessionelles Verhalten. Österreichische Militärmediziner berichten von einem Fall, wo ein durch Fasten im Ramadan geschwächter malischer Soldat seine Waffe nur mehr am Abzug halten konnte – und sich prompt in den Fuß geschossen hat. Der Fuß konnte gerettet werden – gut für den betroffenen Soldaten, gut aber auch für den Truppenarzt und das Bundesheer.

Denn nur bei derartigen Auslandseinsätzen können österreichische Soldaten ihr Können realitätsnah erproben – die meisten österreichischen Notfallchirurgen bekommen (glücklicherweise) nie Schussverletzungen zu sehen, geschweige denn zu behandeln.

Klug tritt daher entschlossen der Kritik entgegen, dass er mit solchen Auslandseinsätzen die Landesverteidigung im Inland vernachlässige: "Verstehen Sie mich nicht falsch: Im Bereich der klassischen Landesverteidigung sind Fähigkeiten notwendig, die nicht verloren gehen dürfen." In den Auslandseinsätzen werde es künftig zu tendenziell (etwa im Vergleich mit dem Kosovo) kleineren, aber robusteren Missionen kommen – weshalb er mit der ÖVP über eine Beteiligung an der Minusma-Truppe verhandeln werde. Vonseiten der Minusma gebe es Interesse, ebenso von Malis Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita – und schließlich sei er sich darüber auch mit von der Leyen einig.

Mit allen hat er bei seinem kurzen Mali-Aufenthalt verhandelt (oft den Zeitplan überziehend) – und schließlich noch ein von der Caritas finanziertes Projekt für Straßenkinder besucht. Denn eine Verbesserung der Sozialsituation und der Infrastruktur wäre die Voraussetzung, um den Menschen in Mali selbst eine Zukunft zu geben und den gewaltigen Emigrationsdruck zu bremsen. (Conrad Seidl aus Bamako, 31.7.2015)