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Achatschnecken können eine respektable Größe erreichen und (siehe unten) ein entsprechendes Gewicht auf die Waage bringen.

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Theoretisch könnte man der Plage auch Herr werden, indem man den Spieß umdreht und die Tiere isst. Floridas Behörden raten allerdings vom Verzehr ab.

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Miami – Sie vertilgen große Mengen an Pflanzen, sind in der Regel faustgroß, können gefährliche Krankheiten übertragen und zählen zu den 100 invasivsten Spezies der Welt: Der US-Bundesstaat Florida kämpft mit Riesenschnecken, von denen niemand genau weiß, wann und wie sie aus Afrika eingeschleppt wurden.

Umgerechnet zehn Millionen Euro gaben die Behörden seit der Wiederentdeckung der auch als große Achatschnecken bekannten Afrikanischen Riesenschnecken (Achatinidae) vor vier Jahren aus, um sie wieder loszuwerden. Bisher ohne Erfolg.

Pro Schnecke und Jahr legen die Zwitter bis zu 1.200 Eier ab. Zudem sind sie riesig: Das größte in Florida gefundene Exemplar war fast 18 Zentimeter lang. Fressen sie infizierten Rattenkot, können sie einen parasitären Wurm übertragen, der eine seltene Form von Meningitis auslöst. Bisher sind zwar keine Krankheitsfälle bekannt, doch die Behörden warnen vor dem Verzehr der Schnecken – in Afrika werden die Tiere nämlich durchaus als Nahrungsmittel genutzt.

Wirtschaftlicher Schaden

Die Schleimspur der majestätischen Lungenschnecken zieht sich von den südlichen Vororten Miamis bis in den Bezirk Broward im Norden der Stadt. "Sie sind eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und für die Landwirtschaft Floridas", sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Mark Fagan.

Für den Agrarsektor – mit etwa 91 Milliarden Euro Umsatz und zehntausenden Jobs Floridas zweites wirtschaftliches Standbein nach dem Tourismus – steht viel auf dem Spiel. Denn die Schnecken fressen 500 verschiedene Pflanzenarten, darunter Erdnüsse und Melonen – und sogar den Putz von den Häusern. "Wir können es nicht zulassen, dass sie hier heimisch werden und sich weiter fortpflanzen", sagt Fagan.

Sie kommen immer wieder

Doch die Tiere sind zäh: Der letzte Kampf gegen Riesenschnecken in den 1960er-Jahren in Florida dauerte zehn Jahre. Diesmal versuchten es die Behörden zunächst mit biologischen Pflanzenschutzmitteln – ohne Erfolg. Erst spezielle Schneckenbekämpfungsmittel mit Metaldehyd lassen die Tiere in 95 bis 100 Prozent der Fälle verenden.

Doch kriechen sie sogar auf Bäume, um die chemischen Kügelchen auf dem Boden zu vermeiden, wie die Wissenschafterin Mary Yong Cong vom Landwirtschaftsministerium frustriert berichtet. Zum Überwintern verschwinden sie monatelang im Boden, um dann in der Hurrikan-Saison, wenn es warm und feucht ist, wieder hervorzukriechen.

Schon ein Rückzugsgebiet reicht aus

Regelmäßig werden Mitarbeiter mit Handschuhen und Rechen ausgesandt, um die Tiere einzusammeln. Sogar eine Schnecken-Hotline wurde eingerichtet. Im vergangenen Jahr glaubten die Behörden die Plage schon unter Kontrolle. Doch dann entdeckten Bürger im September 5.000 Exemplare in einem Haus und auf dem angrenzenden Grundstück in Miamis wohlhabendem Vorort Pinecrest. Die Besitzer pflegten ihren grünen Rasen mithilfe von Sprinkleranlagen: "Es war ein Paradies für Schnecken", sagt Yong Cong.

Insgesamt 158.000 Exemplare wurden in den vergangenen vier Jahren in Florida eingesammelt. Zuletzt töteten die Schneckenjäger im April eine größere Population in einem neuen Stadtviertel südlich von Miami. Entwarnung geben sie erst, wenn seit dem letzten Fund lebender Tiere zwei Jahre vergangen sind. (APA, red, 3.8.2015)