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José Dirceu mit Präsident Lula im Jahr 2005.

Foto: AP/Peres

Brasilia – In der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras ist der ehemalige Kabinettschef von Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva festgenommen worden. José Dirceu stehe in Verdacht, einer der "Anstifter" des weitverzweigten Korruptionssystems innerhalb des staatlichen Ölkonzerns zu sein, sagte Staatsanwalt Carlos Fernando dos Santos Lima am Montag bei einer Pressekonferenz.

Die brasilianische Polizei nahm zudem bei Großrazzien in Brasília, Rio de Janeiro und São Paulo 13 weitere der Korruption, Vorteilsnahme und Geldwäsche Verdächtigte fest.

Dirceu hatte Lulas Kabinett in den Jahren 2003 bis 2005 geleitet. Er steht den Angaben zufolge in Verdacht, Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet fast elf Millionen Euro von Firmen entgegengenommen und über fiktive Dienstleistungen seiner Beratungsfirma abgerechnet zu haben.

"System Petrobras"

Die Ermittler untersuchten die Frage, ob Dirceus Rolle in dem Skandal weit über die eines bloßen Profiteurs hinausgehe und ob er in seiner Zeit als Kabinettschef das "System Petrobras" mitgeschaffen habe, sagte der Chefankläger. Dirceu verbüßt derzeit bereits einen siebenjährigen Hausarrest wegen eines Parteibestechungsskandals.

Die Petrobras-Affäre erschüttert seit einiger Zeit die brasilianische Politik und Wirtschaft. In den Jahren 2004 bis 2014 sollen mehr als zwei Dutzend Firmen, zumeist große Baukonzerne, Schmiergelder an Petrobras gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu kommen. Petrobras zahlte ebenfalls Bestechungsgeld, unter anderem an Politiker.

In dem Korruptionsskandal werden neben Unternehmern auch 13 Senatoren und 22 Abgeordnete verdächtigt. Auch Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff geriet unter Druck, weil sie in den Jahren 2003 bis 2010 selbst dem Petrobras-Aufsichtsrat vorstand.

Rousseff versichert aber, nichts von den Vorgängen gewusst zu haben. Ihre Arbeiterpartei soll bis zu 200 Millionen Dollar an Schmiergeldern von dem Staatskonzern erhalten haben. Insgesamt geht es in der Affäre um rund vier Milliarden Dollar. (APA, 3.8.2015)