Netflix kündigte an, seinen Angestellten bis zu einem Jahr bezahlte Elternkarenz anbieten zu wollen.
Das ist insofern beachtlich, als dass sich der US-amerikanische Gesetzgeber diesbezüglich wenig großzügig zeigt: Bis zu zwölf freie (unbezahlte) Wochen sieht der "U.S. Family and Medical Leave Act" für frischgebackene Eltern vor. "Damit hinken die USA anderen entwickelten Ländern hinterher", sagt Helene Dearing vom Institut für Sozialpolitik an der Wirtschaftsuni Wien, die sich für ihre Dissertation mit Karenzmodellen beschäftigte.
Unternehmen würden im Schnitt meist überhaupt nur 30 Tage zulassen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.
Während Rich Fuerstenberg von der Beratung Mercer gegenüber Reuters von einem möglichen "kulturellen Umdenken" spricht und sich zuversichtlich zeigt, dass "andere Unternehmen nachziehen könnten", sagt Mary Tavarozzi, Consultant bei Towers Watson: "Vor allem die großen Tech-Firmen sind ganz vorne dabei, wenn es darum geht, Mitarbeitern solche Benefits anzubieten. Andere, kleinere Unternehmen werden sich das schlichtweg nicht leisten können."
Welche US-Unternehmen in Punkto Elternkarenz vorpreschen:
Kurz nachdem Netflix mit einer neuen Elternzeitregelung aufhorchen ließ, kündigte auch Microsoft eine Ausdehnung des Urlaubs für Mütter und Väter an: zwölf statt acht Wochen sollen es künftig – für Mütter und Väter – sein. Acht davon bezahlt, vier unbezahlt.
Junge Mütter können bis zu 20 Wochen bezahlten Babyurlaub einlegen. Generell haben Eltern die Möglichkeit, sich zehn Wochen Auszeit (so genannte "bonding time) zu nehmen, um bei ihren Kindern zu sein.
Frischgebackene Eltern bei Facebook und Instagram stehen 17 Wochen bezahltes Fernbleiben zu, das auf einmal – oder über das erste Jahr nach der Geburt verteilt – in Anspruch genommen werden kann.
Yahoo bietet allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen acht Wochen bezahlte Babypause an. Mütter können um acht zusätzliche Wochen ansuchen.
Das Social-News-Unternehmen Reddit bietet frischgebackenen Eltern bis zu 16 Wochen "paid leave". (lib)