Katharina Klausberger (33) ist Mitgründerin des Wiener Start-ups Shpock (Shop in your pocket), dessen Flohmarkt-App mehr als zehn Millionen Nutzern in Österreich, Deutschland und England bei der Schnäppchenjagd hilft.

Foto: Shpock

STANDARD: Ist Österreich ein guter Standort für Start-ups?

Klausberger: Noch vor wenigen Jahren gab es nur eine kleine Community von Gründern und kaum Investoren. Das hat sich mittlerweile geändert. Es gibt nun beides. Wie man an Beispielen wie Runtastic sieht, können auch österreichische Start-ups sehr erfolgreich sein. Und es braucht derartige Erfolge.

STANDARD: Muss man Teil der Start-up-Community sein, um erfolgreich zu sein?

Klausberger: Es gibt sehr viele Veranstaltungen. Aber als Start-up nur auf Events zu sein, das hilft nicht sehr viel, weil man dann zu wenig Zeit hat, sich wirklich um das Produkt zu kümmern. Auf der anderen Seite ist es wichtig, um sich auszutauschen und um an Finanzierungsmöglichkeiten zu kommen. Wir haben einen unserer Investoren auf einer Veranstaltung kennengelernt.

STANDARD: Welche Probleme gibt es in Österreich?

Klausberger: Viele verschiedene. Es fehlt an Toleranz gegenüber Firmen, die gescheitert sind. Viele Menschen sehen nicht, dass trotzdem eine positive Wirtschaftsleistung und sehr viel Know-how entstanden sind, die auch anders weiter genutzt werden können.

STANDARD: Dass es in Österreich keine Kultur des Scheiterns gibt, wurde sichtbar, als der Computerhändler Ditech zusperren musste. Onlineforen quollen vor Häme über.

Klausberger: Ja, damals gab es sehr viel Schadenfreude. Das ist schade. Aber es gibt noch weitere Probleme. So ist es etwa nicht immer leicht, die richtigen Teammitglieder zu finden – motivierte Leute, die selbst anpacken und etwas bewegen wollen. Gerade in technischen Bereichen ist das in Österreich sehr schwierig.

STANDARD: Ein Problem, das viele beklagen.

Klausberger: Ja, und wenn man gut ausgebildete Leute im Ausland findet, ist es oft sehr mühsam, sie ins Land zu bekommen. Mit der Einführung der Rot-Weiß-Rot-Karte ist es allerdings etwas besser geworden.

STANDARD: Welche Tipps haben Sie für Gründer?

Klausberger: Der erste und wichtigste ist, sich auf sein Produkt zu fokussieren. Lieber mit einer kleinen Version schnell starten als später mit einem sehr komplexen Produkt, von dem nur fünf Funktionen auch wirklich genutzt werden. Der andere Tipp – der soll aber nicht abschreckend wirken: Wenn man ein Unternehmen aufbauen möchte, braucht es einfach enorm viel Power. Das heißt, es ist ein sehr, sehr hohes zeitliches und emotionales Investment. Es passieren so viele Sachen, mit denen man nicht rechnet, mit denen man aber auch umgehen muss. Man muss im Vorfeld überlegen: Möchte ich das wirklich, oder möchte ich doch lieber etwas Gemütliches machen.

STANDARD: Also nichts, das man nebenbei macht.

Klausberger: Nebenbei ist schwierig. Gründen ist ja kein 40-Stunden-Job, sondern eher ein 80-, 120-Stunden-Job. Man darf auch keine Angst haben, sich über Ideen mit anderen auszutauschen. So bekommt man Tipps, kann von Erfahrungen anderer lernen und Fehler vermeiden. Und bei der Gründung eines Start-ups passieren Fehler.

STANDARD: Haben Sie keine Angst, beim Austausch mit anderen Innovationsgeheimnisse zu verraten?

Klausberger: Nein, meist sind die Leute eh so beschäftigt, dass sie keine Zeit haben, das nachzumachen.

Katharina Klausberger (33) ist Mitgründerin des Wiener Start-ups Shpock (Shop in your pocket), dessen Flohmarkt-App mehr als zehn Millionen Nutzern in Österreich, Deutschland und England bei der Schnäppchenjagd hilft. (Markus Sulzbacher, 10.8.2015)