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Auch wenn die Zeiten nicht besonders gut sind: Eines wächst auch in der Krise – der Wohlstand der Wohlhabenden. Das könnte auch daran liegen, dass viele Länder beim Steuereintreiben zu wenig tun.

Foto: AP/Boylan

Wien/Paris – Wirtschaftspsychologen wissen es: Bürger und Bürgerinnen fällt das Steuerzahlen viel leichter, wenn die Steuerbehörde kompetent ist. Haben er und sie das Gefühl, das System ist fair und die Behörde modern und effizient, entrichten sie ihren Obolus bereitwilliger. Eine effiziente Steuerbehörde und eine faire Verteilung der Steuerlast sind also wichtig, ganz besonders in Zeiten der strapazierten Staatshaushalte.

Mehr Aufmerksamkeit den Wohlhabenden

Die Industrieländerorganisation OECD hat sich nun in einem diese Woche in Paris veröffentlichten Bericht (Tax Administration 2015) angeschaut, wie die Industrieländer in Sachen Steuereintreiben aufgestellt sind. Einen Punkt streicht die Organisation dabei besonders hervor: Die Superreichen brauchen mehr Aufmerksamkeit – zumindest was die Steuerbehörden angeht. Und: Die diesbezüglichen Bemühungen reichen nicht.

Viele Industrie- und Schwellenländer tun laut dem Bericht nicht genug, um die Steuererklärungen von Reichen zu prüfen. Demnach hätten 85 Prozent der untersuchten 56 Länder zwar eigene Abteilungen in den Behörden, die großen Unternehmen auf die Steuer-Finger schauen. Bei den sogenannten High Net Worth Individuals, also jenen, die über ein Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügen, scheinen die Länder nachsichtiger zu sein.

Nur ein Drittel der Steuerverwaltungen hätte spezielle Abteilungen für wohlhabende Steuerzahler geschaffen. Ein Umstand, auf den die OECD bereits in der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2009 hingewiesen hat.

Reichere Superreiche

Überraschend sei dies insbesondere deswegen, weil das Vermögen dieser Gruppe weltweit deutlich gewachsen sei, heißt es in dem Bericht. Für Österreich hätte es keine entsprechende Empfehlung gegeben, heißt es dazu auf STANDARD-Anfrage aus dem Finanzministerium.

Mit einer Begründung tut man sich im heimischen Ministerium leicht: "Das mag vor allem daran liegen, dass sowohl die Steuerbelastung als auch die Steuerehrlichkeit in Österreich bereits sehr hoch ist. Die österreichische Steuerverwaltung arbeitet international vorbildlich." Darüber hinaus seien Wohlhabende per se keine komplizierten Steuerfälle, denn viele Erträge seien endbesteuert, und die Banken liefern die Steuern ab.

Tatsächlich zählt Österreich auch zu jenen Ländern, wo die Steuerehrlichkeit mit 85 Prozent recht hoch ist. Aber auch hierzulande wuchs zuletzt die Zahl der Dollar-Millionäre um 5,7 Prozent auf 114.200 Personen. Und Österreich ist auch traditionell eines der Länder, die in OECD-Vergleichen wie ein Eldorado für Reiche dargestellt werden.

Griechenland gerüstet

Auch Deutschland – ähnlich wie Österreich gehört es zu jenen Ländern, in denen die Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen besonders ausgeprägt ist – hat keine eigene "Reichensteuerbehörde".

Glaubt man der OECD, sind überhaupt nur Australien, Indonesien, Großbritannien und die USA gut gerüstet – und ausgerechnet Griechenland. Das Krisenland habe demzufolge im Laufe des Jahres 2013 eine entsprechende Abteilung eingerichtet. (Aloysius Widmann, Daniela Rom, Regina Bruckner, 14.8.2015)