Upper West (Bildzentrum, linker Turm) wird um einen Meter höher als das benachbarte Waldorf Astoria. Im Vordergrund ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu sehen, rechts unten der "Bikini" -Komplex.

Visualisierung: Strabag

Acht Geschoße sind bereits betoniert. Damit ist der Rohbau, der sich bis 2017 in ein 118-MeterHochhaus mit dem klingenden Namen Upper West verwandeln soll, schon um eine Etage höher als das einst hier stehende, 1960 errichtete und denkmalgeschützte Schimmelpfeng-Haus. Als dieses abgerissen wurde, hatte die Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher "Bauchweh und Schmerzen", bekannte sie bei der Grundsteinlegung Anfang 2014.

Das körperliche Ungemach, scheint es, ist verflogen. Lüscher heute: "Hier entsteht ein echtes Wahrzeichen, das die City West endgültig ins 21. Jahrhundert katapultieren wird." Neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem 2013 eröffneten Hotel Waldorf Astoria und der 2014 fertiggestellten Sanierung des Bikini-Hauses gilt Upper West schon jetzt als krönender Abschluss des neuralgischen Punktes zwischen Kurfürstendamm, Tauentzienstraße und Bahnhof Zoo.

Technische Schwierigkeiten

Die Genese des Turms, der das vierthöchste Gebäude Berlins sein wird, war alles andere als einfach. Der städtebauliche Entwurf reicht bis ins Jahr 2000 zurück, damals noch unter dem Titel Atlas Tower, und allein der 17 Meter tiefe Aushub dauerte wegen technischer Schwierigkeiten fast ein Jahr. Von einer "sehr komplexen Situation mit hohem Grundwasser, etlichen denkmalgeschützten Bauten rund-herum und Tuchfühlung mit dem U-Bahn-System" spricht Thomas Hohwieler, Geschäftsführer des Entwicklers Strabag Real Estate (SRE). "Der Fußgängertunnel zur U2 verläuft 50 Zentimeter neben der Baugrube."

Ab nun, ist Hohwieler überzeugt, werde der Bau aber ohne Schwierigkeiten voranschreiten. Dafür sorgen schon Architekt Christoph Langhof, der für die weiche, runde Kubatur und die netzartige Fassade aus weißen vorgehängten Blechelementen verantwortlich ist, sowie KSP Jürgen Engel Architekten, die mit der Entwurfs- und Objektplanung beauftragt wurden. "Dieses Hybridhochhaus ist bislang einzigartig in Berlin", sagte KSP-Chef Jürgen Engel beim Baustart. "So ein Hochhaus auf einem kompakten Grundstück zu planen, das verschiedene Nutzungsmöglichkeiten wie solche als Hotel, Büro, Skybar und Tiefgarage oder für den Einzelhandel bietet, ist eine Herausforderung."

"Ein schönes Geschäft"

Der Turm mit 41.000 m² Bruttogeschoßfläche (BGF) wird 34 Stockwerke in den Himmel ragen, an seiner Basis gesellt sich ein achtgeschoßiger Sockelbau mit 12.000 m² BGF – davon 4000 für ebenerdig zugänglichen Einzelhandel – dazu. Insgesamt werden 250 Millionen Euro investiert.

"Normalerweise veräußern wir unsere Objekte erst kurz vor Fertigstellung", sagt Hohwieler. "Doch in diesem Fall haben wir bereits 2014 einen Partner gefunden, der auf Premium-Immobilien in Berlin spezialisiert ist." Gemeint ist die in Frankfurt ansässige RFR Holding GmbH. Über die Verkaufssumme ist bilaterales Schweigen vereinbart. "Kein Kom-mentar", meint Hohwieler. "Nur so viel: Es war für beide Seiten ein schönes Geschäft."

Bisher größter Mieter im Tower ist die Hotelgruppe Motel One, die auf den untersten 17 Etagen mit 585 Betten das europaweit größte Haus betreiben wird. Der Mietvertrag läuft 25 Jahre. Mehrere Stockwerke gehen auch an die Rechtsanwaltskanzlei Görg sowie an den Dienstleister Contora Office Solutions. 65 Prozent des Turms sind damit bereits verwertet. Die Mieten liegen hier bei durchschnittlich 23 Euro pro Quadratmeter.

Auswirkungen auf Stadtquartier

Anders sieht die Sache im Riegelbau aus. "Wir sind mit ersten Interessenten in Verhandlung", erklärt Peter Koslowski, Bereichsleiter SRE für Berlin, dem Standard. "Daher kann ich hier noch keine Auskunft geben. Aber schließlich sind es ja noch fast 18 Monate bis zur Eröffnung. Ich rechne damit, dass Upper West bis Ende dieses Jahres vollständig verwertet sein wird." Rund 20 Euro/m² sollen die Büros einbringen, die Retailflächen werden um 100 Euro aufwärts angeboten.

Die Aussicht von da oben scheint ungetrübt. Welche Auswirkung das Projekt auf das Stadtquartier haben wird? "Die letzten Jahre hat es die Investoren vor allem nach Berlin Mitte gezogen", sagt Koslowski. "Die City West und Charlottenburg hingegen wurden eher vernachlässigt. Doch nun, nach dem Waldorf Astoria und dem Upper West, könnte dieser Impuls auch auf andere Projekte ausstrahlen und die City West eine Erneuerungswelle erleben." (Wojciech Czaja, 15.8.2015)