Glückliche Menschen auf Kur. STANDARD-Fotograf Matthias Cremer war in Bad Mitterndorf.

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Salzburg – Nach den Aussagen von Peter McDonald, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, wonach das System der Kur zu "modernisieren" sei und diese derzeit nur ein subventionierter Quasiurlaub sei, startet nun die Branche selbst eine PR-Offensive. Äußerer Anlass war die Generalsanierung und der Ausbau des Schlosskurhotels in Strobl am Wolfgangsee.

Dabei wurde eine von Gottfried Haber, Vizedekan an der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Donau-Universität Krems, erstellte Studie über die ökonomischen Faktoren des Kurwesens in Österreich präsentiert. Kernaussagen von Haber: Durch die Kurgäste werden knapp 3,5 Millionen Nächtigungen pro Jahr verzeichnet. Der Löwenanteil von 97,4 Prozent entfällt dabei auf Inländer. Insgesamt werden rund 8.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Laut Haber stehen in Österreich derzeit rund 13.000 Betten in 116 Betrieben zur Verfügung: "Je Bett wurde direkt eine Wertschöpfung in von 16.100 Euro im Bereich des Kurwesens geschaffen", sagt Haber. Rechne man die Folgeeffekte hinzu, betrage die gesamte Wertschöpfung rund 33.000 Euro.

Trinkkur des Adels

Indirekte Kritik an den Aussagen von Hauptverbandschef McDonald übte am Rande der Studienpräsentation Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP). Er begrüße den Ansatz, dass es keine Tabus in der Debatte gebe, sagte Mahrer. Allerdings finde er Vergleiche moderner Kuren mit Trinkkuren des Adels vor 150 Jahren nicht zutreffend. McDonald hatte explizit formuliert, dass er vom alten Kurgedanken der Adelszeit wegwolle.

Praktiker wie der Leiter des Kurhotels in Strobl, Günther Wiesinger, weisen solche Vergleiche auch strikt von sich. Früher sei die Kur mehr "passiv" – etwa mit Heilbädern – gewesen, sagt Wiesinger. Heute geht es bei Kuren um die Aktivierung – etwa mit Trainingstherapien – und um mehr Gesundheitskompetenz beim Kurgast, damit dieser auf Dauer seinen Lebensstil verändere. (Thomas Neuhold, 25.8.2015)