Athen/Wien – Nach der Erhöhung der Lebensmittelpreise in Griechenland kommen nun die Pensionisten zum Zug. Bei der Auszahlung der Pensionen zum Monatsende musste der Großteil der zwei Millionen Empfänger neuerliche Kürzungen von drei bis vier Prozent hinnehmen. Das Altersruhegeld in Griechenland wurde bereits 2010 und 2012 je nach Höhe um bis zu 40 Prozent beschnitten.

Das neue Kreditabkommen legt unter anderem zunächst eine Anhebung der Krankenkassenbeiträge für Pensionisten von vier auf sechs Prozent fest. Die Regelung ist rückwirkend zum 1. Juli wirksam geworden und bezieht erstmals auch die sogenannten Zusatzpensionen ein, die von Arbeitnehmern während des Berufslebens angespart werden.

Erhöhung der Krankenkassenbeiträge

Die nominalen Kürzungen sind in der Praxis eher gering, aber sie treffen auch Bezieher von ohnehin bescheidenen Pensionen: Ein Pensionist, der im ersten Krisenjahr 2010 noch 1000 Euro erhielt, so rechnete die konservative Tageszeitung Kathimerini am Freitag vor, bekam fünf Jahre später, im Juni dieses Jahres, 912 Euro ausbezahlt, und erhält jetzt 892 Euro.

Die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge sei klein und notwendig, erklärte der bisherige linke Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis. Die EU-Kommission hatte vergangenen Juni noch behauptet, die Gläubiger würden keinesfalls Kürzungen bei den Pensionen fordern. Dies sei ein "großes Missverständnis der Tatsachen", hieß es.

Interimsregierung angelobt

Der linksstehende Premier Alexis Tsipras übergab Donnerstagabend die Regierungsgeschäfte an seine Nachfolgerin Vassiliki Thanou. Die Präsidentin des Höchstgerichts führt gemäß der Verfassung eine Übergangsregierung bis zu den Wahlen am 20. September. Neuer Finanzminister ist der bisherige Unterhändler bei den Kreditverhandlungen Giorgos Houliarakis. Griechenlands Wirtschaft ist im zweiten Quartal offiziell um 0,9 Prozent gewachsen – dank Anschaffungen aus Furcht vor der sich damals abzeichnenden Bankenschließung. (mab, 29.8.2015)