Zürich/Bern – Die Negativzinsen in der Schweiz werden nach Worten des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, angesichts der anhaltenden Franken-Stärke zunächst beibehalten. "Wir werden in der Schweiz noch eine gewisse Zeit mit den negativen Zinsen leben müssen, damit die Attraktivität des Frankens tief bleibt", sagte Jordan der "NZZ am Sonntag".

Es gebe "immer noch viele Risiken in der Welt, die dazu führen können, dass der Franken immer wieder die Rolle des sicheren Hafens übernimmt". Zwar sei die Krise in Griechenland entschärft worden, doch sei nun die unsichere Entwicklung in den Schwellenländern, "allen voran China" hinzugekommen.

Jordan betonte, dass er den Franken weiterhin für "deutlich überbewertet" hält. Für Schweizer Firmen, die mit ausländischen Wettbewerbern konkurrierten, sei dies eine große Herausforderung. Der Franken hatte nach der Aufgabe der Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken im Jänner massiv zugelegt. Jordan gab sich zuversichtlich, dass es nun zu einer Abschwächung kommen könnte. Angesichts der Einigung auf ein drittes Hilfspaket in Griechenland und der damit nachlassenden Unsicherheit in Europa spreche alles für "eine weitere Abschwächung des Frankens".

Zugleich bekräftigte Jordan die Bereitschaft der Zentralbank, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Dies sei beispielsweise in der zweiten Juni-Hälfte, als die Griechenland-Verhandlungen in einer kritischen Phase waren, geschehen.

Jordan macht bezüglich einer Normalisierung der Geldpolitik "Lichtblicke am Ende des Tunnels" aus. Zunächst könnten die USA beginnen und dann möglicherweise Großbritannien nachziehen. "Es gibt Anzeichen, dass sich die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum erholt. Dann könnte sich dort die Geldpolitik normalisieren", sagte der SNB-Präsident. "Das würde uns erlauben, von den negativen Zinsen wegzukommen."

Im zweiten Quartal war die Schweizer Wirtschaft trotz der Franken-Stärke um 0,2 Prozent gewachsen. (APA/Reuters, 30.8.2015)