Grafik: Linux

Zum Schluss hat sich Linus Torvalds noch eine kleine Extrarunde gegönnt, nun ist es aber so weit: Eine Woche später als ursprünglich erwartet, wurde nun mit Linux 4.2 ein neue Version des freien Kernels veröffentlicht, die einmal mehr umfangreiche Änderungen mit sich bringt: Mit fast 15.000 Commits wird das Update nur von der Version 3.15 in der Zahl der Neuerungen geschlagen.

Firmware-Update

Für die Nutzer macht sich dies in einer Reihe von verbesserten Basistechnologien bemerkbar: So hält der Support für EFI System Resource Table Einzug. Auf diesem Weg kann künftig das BIOS/UEFI direkt aus einem Linux-System aktualisiert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Firmware des eigenen Rechners zumindest UEFI 2.5 unterstützt – was derzeit noch nicht all zu viele tun.

GNOME

Bei Fedora will man diese Möglichkeit bereits mit der kommenden Version 23 der Distribution aktiv nutzen. Die GNOME-Softwarezentrale soll dabei über den ebenfalls neuen Online-Dienst "Linux Vendor Firmware Service" (LVFS) Ausschau nach frischen BIOS/UEFI-Versionen halten. Dies bedarf natürlich der Kooperation der Mainboard-Hersteller, die ihre Updates an entsprechender Stelle ablagern müssen. Wird eine neue Version gefunden, wird diese zunächst im UEFI-Speicher zwischengelagert, beim nächsten Systemstart wird sie dann installiert.

AMD fängt neu an

Mit dem Linux Kernel 4.2 schafft AMD die Grundlagen für die Zukunft der eigenen Grafiktreiberentwicklung: Soll der neue amdgpu-Kernel-Bestandteil doch künftig sowohl die Basis für die proprietäre als auch die freie Version des AMD-Treibers bilden. Derzeit ist dessen reale Nützlichkeit allerdings noch stark begrenzt, unterstützt er doch lediglich die Chips der "Volcanic Islands"-Reihe. Und selbst da gibt es noch Einschränkungen zu beachten, so gibt es bisher keinerlei Regulierung für den Takt oder das Power-Management.

Virtuelle Grafik

Deutliche Verbesserungen der Grafikperformance in virtuellen Maschinen verspricht hingegen der Virtio-GPU-Treiber – zumindest in Zusammenarbeit mit Qemu 2.4, das Anfang August veröffentlicht wurde und für KVM- oder Xen-Virtualisierung oftmals genutzt wird. Die vollen Geschwindigkeitsvorteile sollen allerdings erst mit einer späteren Evolutionsstufe des Treibers zum Tragen kommen, bei der dann die VM auch die 3D-Beschleunigung der Host-Grafikkarte nutzen können soll. Bis dorthin bleibt zumindest, dass der Virtio-GPU-Treiber hohe Bildschirmauflösungen und die Nutzung mehrerer Monitore unterstützt.

Atomic

Mit der neuen Kernel-Version wird zudem nun das Atomic Modesetting von Haus aus aktiviert. Dieses bringt eine Reihe von generellen Verbesserungen für die Grafikausgabe unter Linux. So sollen etwa der Wechsel der Bildschirmauflösung und der Multi-Monitor-Betrieb dadurch stabiler werden. Auch soll der neue Ansatz gerade bei aktuellen GPUs effizienter arbeiten – verspricht also Performance-Vorteile. Bis dies wirklich schlagend wird, müssen allerdings noch die Hersteller ihre Grafiktreiber entsprechend anpassen.

Verschlüsselung

Mit Kernel 4.1 hat das Dateisystem ext4 eine integrierte Verschlüsselungsfunktion erhalten, mit der neuen Version zieht nun auch das für Flash-Dateiträger gedachte F2FS nach – und übernimmt dafür viel Code von der Entwicklung für ext4. Wer eine SSD als Cache für eine klassische Festplatte nutzt, kann sich dank eines neuen Caching-Ansatzes über Performance-Zuwächse freuen.

Dateiträger

Darüber hinaus wurde der Writeback-Cache des Linux-Kernels optimiert, was vor allem bei der Verwendung von Control Groups (Cgroups) zu einer besseren Performance führen soll. Davon profitieren nicht zuletzt virtuelle Maschinen und Container. Ebenfalls neu ist der Support für Version 3.1.1 des SMB-Protokolls von Microsoft im Netzwerkdateisystem CIFS. Dadurch soll vor allem das Kopieren von Dateien auf einen Server flotter werden, da der Umweg über den Client entfällt.

Download

Linux 4.2 steht wie gewohnt in Form des Source Codes auf der Seite des Projekts zum Download. Mit der Veröffentlichung beginnt nun einmal mehr die rund zweiwöchige Phase in der größere Änderungen angenommen werden. So soll etwa der Ext3-Code entfernt werden, da die Ext4-Komponenten ohnehin diesen mittlerweile vollständig abdeckt. Unklar scheint hingegen einmal mehr die Aufnahme des viel diskutierten IPC-Dienstes Kdbus, da die Entwickler nach Kritik bisher noch keinen weiteren Aufnahmeversuch gestartet haben. Das aus all dem resultierende Linux 4.3 soll dann Anfang November erscheinen. (apo, 31.8.2015)