Was, wenn wir Leser oder Hörer zuerst fragen, welche Geschichten sie wollen? Fragte sich Jennifer Brandel und präsentierte ihre Erfahrungen mit CuriousCity in dem sie Hörer eines Chicagoer Radiosenders fragte, was diese schon immer über die Stadt wissen wollten.

Foto: Amanda Zamora/Twitter

Zum vierten Mal fand Ende August die Media Party in Buenos Aires statt, eine Veranstaltung des argentinischen Kapitels des Hacks/Hackers-Netzwerks. In Vorträgen und Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer damit, wie Journalismus und Technologie gemeinsam bessere Geschichten erzählen können.

Auf die Leser hören

Ein gemeinsames Thema war die Einbindung von Lesern und Hörern in den journalistischen Prozess. Amanda Zamora von ProPublica beschrieb, wie das Non-Profit-Medienhaus ihre Leser in lange Recherchen einbindet. Über Fragebögen und Diskussionsgruppen dienen die Leser als wichtige Grundlage für Geschichten.

Jennifer Brandel stellte in ihrer Sendung CuriousCity die Hörer ihres Senders an den Anfang der Geschichte. Sie wollte wissen: Welcher Frage sollen wir nachgehen. Mit beachtlichem Erfolg. Die Serie war eine der erfolgreichsten des Chicagoer Senders. Sie entwickelt das Konzept in ihrem Start-up Hearken weiter.

Geschichten neu erzählen

Melissa Bell, Gründerin des Onlinemedienhauses Vox Media, stellte die Philosophie hinter ihren Medien vor. "Wir haben die Art, Geschichten zu erzählen, von Printmedien übernommen. Aber online funktioniert das nicht", meint Bell. Das Medienhaus will Artikel schreiben, die erklären, was Geschehenes bedeutet, warum es wichtig ist und weshalb es das Leben der Leser beeinflusst. Als Technologieunternehmen stelle Vox Media einen Teil der intern verwendeten Software online zur Verfügung.

Alle tragen bei

Douglas Arenalles, der Direktor des auf Journalismus spezialisierten Softwarehauses Sourcefabric in Prag, ist bereits das vierte Mal dabei. Was die Veranstaltung von anderen Konferenzen unterscheide, sei, dass jeder Einzelne etwas beizutragen habe, meint er.

Die Veranstaltung endete in einem Hackday, in dem die Anwesenden Journalisten, Programmierer und Designer Ideen entwickelten, um Geschichten anders zu beleuchten. Die kommenden Wahlen in Argentinien waren hier eine häufige Quelle für Projekte. Spiele und Plattformen, die Wählern helfen sollen, die zu ihnen passenden Kandidaten zu finden, wurden ebenso entwickelt wie Methoden, um Wahlbetrug einfacher anhand der veröffentlichten Daten erkennen zu können.

Weltweites Netzwerk

Die Mediaparty in Argentinien ist mit jährlich zirka 1.000 Teilnehmern die weltweit größte Veranstaltung des Hacks/Hackers-Netzwerks. Seit 2009 treffen sich in dem Netzwerk Journalisten, Programmierer und Designer, um Journalismus voranzubringen. Lokale Gruppen existieren in Nord- und Lateinamerika, Europa und Afrika. Die seit 2012 von Freiwilligen organisierte Mediaparty ist die einzige Veranstaltung, die regelmäßig Mitglieder des Netzwerks zusammenbringt. (Michael Bauer, 31.8.2015)