Pechschwarz und mit feinem schokoladigen Duft, aber ohne Süße: das Wieselburger Schwarzbier.

Foto: Brau Union Österreich

Der alte Herr von Goethe soll es sehr gemocht haben – so wirbt zumindest die Köstritzer Schwarzbierbrauerei für ihr Produkt. Kurz nach der Wende war man der Meinung, dass das Schwarzbier aus Thüringen wohl keine Zukunft habe, weil doch im wiedervereinigten Deutschland alle Pils wollten. Nicht alle. Bitburger übernahm die Köstritzer – und positionierte das Bier aus Bad Köstritz als "das Schwarze mit der blonden Seele". Was höchst erfolgreich war.

In Österreich ging das nicht so leicht: Schwechater versuchte es in den 1990ern mit "Drehers Schwarzbier" (variierter Slogan: "Schwarze Seele") und Freistädter mit "Pegasus" – beides nicht erfolgreich in einem Land, in dem man jahrzehntelang gewohnt war, dass dunkles Bier mit Zucker gesüßt wurde.

Moderner Charakter

In Ungarn überlebte Drehers Schwarzbier (unter dem Namen "Kaiser Dark") noch bis 2007. Und jetzt ist es in Wieselburg wiederauferstanden. Pechschwarz und mit einem feinen schokoladigen Duft – aber eben ohne Süße. Voller Trunk und eine deutlich herbe Note, die an Bitterschokolade erinnert, unterlegt mit den durch das Prickeln im Mund unterstrichenen Fruchtaromen (Himbeeren und Pfirsiche), geben diesem untergärigen Bier einen modernen Charakter – und die für die teureren Biere aus Wieselburg reservierte Bügelverschlussflasche erinnert an eine Zeit, als noch alle dunklen Biere bitter waren. (Conrad Seidl, Rondo, 8.9.2015)