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Foto: AP Photo / Bernd Kammerer

Pro
von Beate Hausbichler

Unter der Woche lange schlafen? Täglich ausgehen? Das ist nichts für die Twens von heute. Sie stehen gekampelt und geschnäuzt in den Karrierestartlöchern, während sich damals unsereins in Seelenruhe ein paar Hundert Schilling im Callcenter für ein paar Bier nach der Arbeit ertelefonierte. Der Konflikt mit Anwesenheitslisten in Ausbildungen oder Studien liegt auf der Hand.

Ganz anders die heute Jungen: Die Bank Goldman Sachs musste sogar eine Richtlinie erlassen, die Praktikanten untersagt, mehr als 17 Stunden zu arbeiten.

Doch man kann mehr tun, als angesichts dieser Konkurrenz am Arbeitsmarkt in Panik zu geraten. Es gilt bei der nächsten Generation anzusetzen: Weniger Fleiß und Anwesenheitsfetisch tun es auch.

Am ersten Schultag dasitzen, um brav "hier" zu schreien, wenn man aufgerufen wird? Sicher nicht. Vielleicht gibt es noch erste Bekanntschaften, aber auch deswegen zahlt sich Aufstehen nicht aus. Denn welcher Name bleibt nachdrücklicher im Gedächtnis als der, auf den nur sekundenlange Stille antwortet? Eben.

Kontra
von Michael Pekler

"Du musst jetzt was lernen – der Ärger begann", wusste schon die lebenserfahrene Hildegard Knef zu singen. Es gibt sicher viele gute Gründe, die Schule zu schwänzen. Und es gibt sicher viele gute Tage, an denen man genau das tun sollte. Aber ausgerechnet den ersten Tag auszulassen wäre ein Fehler, den man nur einmal im Jahr begehen kann.

Dieser Tag ist nämlich nicht nur der einzige, über den sich Eltern und Schüler gleichermaßen freuen können. Er zählt eindeutig zu den besten, die ein Schuljahr zu bieten hat: mit einer solchen Lockerheit und derartigem Laissez-faire des Lehrkörpers darf bis zur Zeugnisverteilung wohl nicht mehr gerechnet werden. Und überhaupt sollte man sich vor Augen halten, dass das Tagesangebot bis zum nächsten Ferienbeginn nicht besser werden wird: Nimm, was du kriegen kannst, sollte das Motto also lauten.

Falls man in der Schule tatsächlich fürs Leben lernen sollte, dann hoffentlich auch, jeden Tag so zu genießen, als ob er der letzte wäre – gerade wenn es der erste Schultag ist. Denn wie die Knef schon sang: "Von nun an ging's bergab." (Rondo, 4.9.2015)