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Die "Krone" veröffentlichte ein Foto mit toten Flüchtlingen, die sich in diesem Kühllaster befanden. Verpixelt wurden nicht die Gesichter der Toten, sondern das Logo auf dem LKW.

Foto: APA/Schlager

Wien – Der Presserat wird ein medienethisches Verfahren gegen die "Kronen Zeitung" einleiten. Das gab das Selbstkontrollorgan der österreichischen Presse am Dienstagabend bekannt. Der Grund ist die Veröffentlichung eines unverpixelten Fotos mit Leichen aus dem Laderaum des vorige Woche auf der A4 aufgefundenen Kühllasters.

Das Foto dürfte der "Krone" aus Polizeikreisen zugespielt worden sein. Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs sind im Gange. Der Anfallsbericht sei an die Staatsanwaltschaft übermittelt worden, heißt es in der Landespolizeidirektion Burgenland auf STANDARD-Anfrage. Die Foto-Weitergabe solle "lückenlos" aufgeklärt werden.

"Krone" verteidigt Foto

Nach einem Beschwerden-Rekord mit bis Dienstagmittag 175 Mitteilungen von Lesern beim Presserat hat die "Krone" zwei Wochen Zeit, um Stellung zu nehmen. Danach wird sich der Senat des Presserats erneut mit der Causa beschäftigen und entscheiden, ob eine Rüge ausgesprochen wird. Die "Krone" verweigert bis jetzt die Mitgliedschaft im Presserat. Die Zeitung verteidigt ihr Vorgehen nach wie vor: "Es war richtig und wichtig, das Bild zu zeigen", heißt es bei der "Krone".

Wie berichtet ist das Foto nicht nur Thema beim österreichischen Presserat, sondern auch bei den Medienwächtern in Deutschland. Nachdem die "Krone" das Foto an die "Bild"-Zeitung verkauft hatte und von ihr veröffentlicht wurde, gingen auch beim deutschen Presserat einige Beschwerden gegen das deutsche Boulevardblatt ein. Die "Kronen Zeitung" beteuert, nichts an dem Foto verdient zu haben. Das Honorar dafür wurde laut eigenen Angaben verdoppelt und gespendet. Wie hoch es ausgefallen ist, wollten weder "Krone" noch "Bild" mitteilen. (red, 2.9.2015)