Es ist bekanntlich alles eine Frage der Perspektive. Als wir in der Mitte des vorigen Jahrzehnts die ersten Smartphones in Händen hielten, schienen die Displays im Vergleich zu den Winzlings-Handys enorm und gut auflösend. Die etwas über 3 Zoll großen Bildschirme brachten es damals auf eine Auflösung von 480 x 320 Pixel – etwa das erste iPhone im Jahr 2007, das erste Android-Modell HTC Dream von 2008 oder Samsungs erstes Galaxy-Smartphone im Jahr 2009. Heute sind solche Auflösungen annähernd auf Smartwatches zu finden. Bei Smartphones hat man andere Dimensionen erreicht. Und den Vogel abgeschossen hat nun Sony. Der japanische Hersteller hat auf der IFA mit dem Xperia Z5 Premium das erste Smartphone mit 4K-Display vorgestellt. Und wirft damit die Frage auf: was bringt das eigentlich? Der WebStandard konnte sich auf der IFA einen ersten Eindruck verschaffen.

Das Display des Xperia X5 Premium ist zweifellos hervorragend. Notwendig ist die 4K-Auflösung aber nicht.
Foto: Standard/Riegler
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Wieviel Pixel braucht der Mensch?

Als Ultra HD oder 4K bezeichnet man eine Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Auf den Tech-Messen der vergangenen Jahre tauchte das Schlagwort bei Fernsehern und Camcordern auf. Schon auf größeren TV-Bildschirmen stellt sich die Frage, wieweit so eine Auflösung sinnvoll ist. Dabei sagt die Pixelanzahl über die Qualität eines Displays noch nicht viel aus. Es kommt – neben weiteren Faktoren – auch darauf an, wieviele Pixel pro Zoll (ppi) dargestellt werden.

Ein 4K-Fernseher mit einer Diagonale von 55 Zoll kommt beispielsweise auf 80 ppi. Ab etwa einem Meter Abstand erkennt das menschliche Auge hier üblicherweise keine Pixel mehr. Ausreichend zum Fernsehen. Im Abstand ab 30 Zentimeter muss es etwa eine Pixeldichte von 300 ppi sein, um die einzelnen Punkte nicht mehr zu sehen. Für ein Smartphone-Display genügend.

Für hochauflösende Fotos und Videos

Beim Xperia Z5 Premium stecken 3840 x 2160 Pixel in einem Display mit einer Diagonale von 5,5 Zoll. Das ergibt eine Pixeldichte von 800 ppi. Hier erkennt man mit freiem Auge längst keine Bildpunkte mehr, auch dann nicht, wenn man die Nase buchstäblich an der Scheibe platt drückt. Das Display ist hell, sehr kontrastreich und gestochen scharf. Dieses Urteil kann man aber auch bei vielen Smartphones mit Full- oder Quad-HD-Display treffen.

Nachgefragt bei Sony, was denn ein 4K-Display nun für Vorteile hat, heißt es, dass man nun beispielsweise Fotos und Videos mit einer 8-Megapixel-Kamera – das entspricht 4K – in voller Auflösung darstellen kann. Und da die Videoanbieter – etwa Netflix, Amazon oder YouTube – zunehmend ebenfalls auf 4K setzen, gebe es auch dort keinen Qualitätsverlust aufgrund des Displays. Inhalte mit geringerer Auflösung werden beim Z5 Premium hochskaliert. Letztendlich bleiben die Unterschiede mit freiem Auge im Vergleich zu einem Full- oder Quad-HD-Display aber marginal.

Wo Sony mit 4K aber doch punkten und mit dem Z5 Premium eine Vorreiterrolle einnehmen könnte, sind Virtual Reality-Brillen. Hier teilt sich die Auflösung auf beide Augen auf und das Display erscheint dem Träger deutlich größer. Bei einem Full-HD-Display sieht man noch recht viele Pixel, was das VR-Erlebnis trüben und bei empfindlichen Personen zu Übelkeit führen kann.

Löst schnell aus: die 23-Megapixel-Kamera.
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Kamera

Sony hat aber nicht nur beim Display geklotzt statt gekleckert, sondern auch bei der Kamera. Diese schießt nun Fotos mit 23 Megapixel. Damit kann man beispielsweise Details in Aufnahmen stärker heranzoomen. Im Hands-on konnte die Kamera-App zwar ausprobiert werden, nicht aber das Ergebnis. Was sich dennoch bemerkbar macht, ist der schnelle Autofokus. Sony gibt ihn mit 0,03 Sekunden an. Gefühlt benötigt die Kamera zwar etwas länger, schafft es Motive aber dennoch sehr schnell scharf zu stellen.

Beim Gehäuse setzt Sony auf ein schnörkelloses Gehäuse.
Foto: Standard/Riegler
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Gehäuse

Nur Kleinigkeiten hat der Hersteller in den vergangenen Jahren am Design der Xperia-Reihe verändert. Sie sind weiterhin wasserdicht, auf gebogene Rückseiten oder stärker abgeschrägte Kanten verzichtet Sony. Mit dem Xperia Z5 und dem Z5 Compact bietet das Unternehmen zwei weitere Größen an – in diesem Fall aber ohne 4K-Display. Das Premium-Modell wirkt im Vergleich zum Z5 nicht viel größer, liegt aber etwas schwer in der Hand. Das größere Smartphone wird es im Gegensatz zu den kleineren Modellen in Hochglanz-Finish geben, eine spezielle Beschichtung soll Fingerabdrücke reduzieren. Bei den Testgeräten war diese Beschichtung allerdings noch nicht aufgebracht.

Größenvergleich: Xperia Z5 Compact, Z5 und Z5 Premium.
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Fazit

Wie gut der Akku mit dem Display zurecht kommt und wie die Performance aussieht, konnte in der kurzen Zeit nicht überprüft werden. Premiere auf einem Sony-Smartphone feiert auch der Fingerabdrucksensor in der Power-Taste. Mittlerweile ein Muss bei Flaggschiffen, ob Nutzer sie wirklich aktiv verwenden, ist eine andere Frage.

Was man derzeit mit Sicherheit sagen kann: Ein 4K-Display ist kein Muss. Für Virtual Reality-Brillen mag sie in Zukunft eine Rolle spielen, aktuell handelt es sich aber um eine technische Spielerei, die sich in der Bewerbung des Geräts gut macht. Immerhin bietet Sony die weitgehend gleichen technischen Merkmale – etwa die 23-Megapixel-Kamera und einen Achtkern-Prozessor – aber auch in den beiden kleineren Modellen unter. Das Xperia Z5 Premium kommt im November um 799 Euro auf den Markt. Das Z5 und das Z5 Compact gibt es ab Oktober um 579 bzw 699 Euro. (Birgit Riegler aus Berlin, 3.9.2015)