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Selbst die in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Weißrückengeier gelten nicht mehr als völlig unbedroht. Einigen ihrer Verwandten geht es allerdings noch bedeutend schlechter.

Foto: REUTERS/Noor Khamis

Berlin – Die Zahl der Geier in Afrika geht einer aktuellen Studie zufolge dramatisch zurück. Die Schuld trägt einmal mehr der Mensch – und das auf mehrfache Weise: Zum einen fallen viele Vögel Giftködern zum Opfer. Zum anderen werden aus den Körpern der Tiere Substanzen für angebliche traditionelle Medizin gewonnen. Und nicht zuletzt wird Geierfleisch vermehrt gegessen.

Ein internationales Forscherteam hatte die Bestände von acht der neun afrikanischen Geierarten untersucht. Demnach haben sich die Bestandszahlen in den zurückliegenden drei Jahrzehnten mehr als halbiert. Bei sieben der untersuchten Arten registrierten die Forscher sogar einen Rückgang um mehr als 80 Prozent. Die Studie ist im Fachjournal "Conservation Letters" veröffentlicht worden.

Gesundheitspolizei auf dem Rückzug

"Afrikas Geier stehen vor dem Aus", schlägt die Umweltschutzorganisation WWF daher Alarm. Betroffen von dem Geiersterben seien 22 Länder des Kontinents, wie der WWF in Bezug auf die Studie berichtet.

Der Rückgang könnte massive Folgen haben. "Geier sind quasi die Gesundheitspolizei der Savanne und spielen eine immens wichtige Rolle im Ökosystem", sagt Arnulf Köhncke vom WWF Deutschland.

Giftköder aus zweierlei Gründen ausgelegt

Als Grund sieht der WWF unter anderem von Jägern vergiftete Kadaver getöteter Elefanten oder Nashörner. Die Jäger verwenden Gift, um sich die Vögel vom Hals zu halten, weil kreisende Geier für Wildhüter ein Hinweis auf akute Fälle von Wilderei sind.

Mehr als 60 Prozent der gefundenen toten Geier seien durch Gift gestorben. Rinderhirten vergiften den Naturschützern zufolge zudem gerissene Tiere, um etwa Hyänen fernzuhalten. Das treffe dann allerdings auch die Geier.

Begehrtes Vogelfleisch

Aber Geier werden auch zu Objekten gezielter Jagd: "Den Vögeln wird ein Wert in der traditionellen Medizin zugeschrieben", erklärte der WWF. Insbesondere in Nigeria und Benin sind tote Geier als Rohmaterial begehrt.

Und sie werden als Bush Meat gehandelt. Die Forscher besuchten 67 in 12 Ländern West- und Zentralafrikas und fanden geschlachtete Exemplare aus 52 Spezies von Geiern und anderen Raubvögeln im Angebot. Beim Wollkopfgeier, der sich nur langsam vermehrt, sei der Prozentsatz an Vögeln, die als Fleisch auf Märkten enden, so hoch, dass er in Westafrika vor der Ausrottung stünde.

Um gegenzusteuern, hält der WWF mehrere Maßnahmen für nötig. Sinnvoll könnte den Naturschützern zufolge vor allem sein, die Nutzung von Giften stärker zu regulieren. Zudem müssten die Strafen für die illegale Tötung und den Handel mit Geiern verschärft werden.

Dramatische Situation auch in Asien

Auch in Südasien kämpfen Tierschützer gegen das Sterben der Aasfresser: So gibt es in Indien inzwischen eigene "Restaurants" für Bengalgeier. Das sind spezielle Futterplätze, an denen sich die Vögel niederlassen können.

Die Zahl der Bengalgeier ist auf dem indischen Subkontinent um mehr als 99 Prozent eingebrochen. In Indien, Nepal und Pakistan ist die Art laut der Weltnaturschutzunion vom Aussterben bedroht. Auch Indiengeier und Schmalschnabelgeier gebe es kaum noch. (red/APA, 3. 9. 2015)