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Notschlafstellen – im Bild jene am Wiener Westbahnhof – sind für viele Flüchtlinge oft die erste Bleibe. Haben sie erst einmal Asyl bekommen, beginnt die schwierige Phase der Wohnungs- und Jobsuche.

foto: apa schlager

Salzburg – Während auf der einen Seite tausende Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Syrien oder dem Irak in Ungarn hoffen, doch noch Österreich oder Deutschland zu erreichen, beginnt für bereits anerkannte Flüchtlinge hierzulande bereits der nächste Lebensabschnitt. Für sie ist die Grundversorgung beendet, nun brauchen sie eine Wohnung, einen Sprachkurs und einen Job. Aktuellen Schätzungen zufolge werden heuer von den rund 90.000 Asylwerbern etwa 30.000 tatsächlich auch Asyl erhalten.

Bei den Sprachkursen ist die Stadt Salzburg Vorreiter. Sie organisiert auf eigene Rechnung für anerkannte Flüchtlinge solche Kurse bei der Volkshochschule. Nimmt ein anerkannter Flüchtling nicht teil, wird ihm ein Teil der Mindestsicherung gestrichen. Erreicht er aber einen gewissen Sprachlevel, kann ihn das AMS vermitteln. Hat er einen Job, braucht er keine Grundsicherung mehr und die Stadt spart sich Geld.

Ein Vorbildmodell bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge sei in Niederösterreich zu finden, berichtete der Bundesobmann der in der Arbeitsgemeinschaft Eigenheim zusammengeschlossenen ÖVP-nahen Wohnbauträger, Christian Struber, am Rande des traditionellen Branchentreffens in St. Wolfgang. Dort würde der ursprünglich zur Delogierungsprävention gegründete Verein Wohnen aus dem Bestand der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften heraus Wohnungen anmieten und diese an anerkannte Flüchtlinge weitervermieten. Aktuell seien es etwa 250 Wohnungen.

Untermieter

"Die Menschen sind also Untermieter des Vereins", erläutert dazu der stellvertretende Obmann der gemeinnützigen Bauträger, Alfred Graf. Darüber hinaus würde der Verein auch die notwendige Betreuung der Flüchtlinge wie auch die vorbereitende Kommunikation mit den Nachbarn übernehmen. Dass so dem Markt Wohnungen entzogen werden, glauben Graf und Struber nicht.

Es handle sich überwiegend um Wohnungen in ohnehin strukturschwachen Gebieten mit starker Abwanderung oder um Wohnungen, deren Sanierung eben um einige Zeit aufgeschoben werde. Das System sei jedenfalls allemal besser als der drohende "Schwarz- und Wuchermarkt", wo dann zehn Flüchtlinge in einer Wohnung jeweils 150 Euro für ein Bett zahlten, sagt Struber.

Beratung

Einen anderen Weg versucht Salzburg. Um anerkannte Flüchtlinge auch in den südlichen Bezirken (Innergebirg) in eigenen Wohnungen unterzubringen, hat das Land in Zusammenarbeit mit dem Diakonie-Flüchtlingsdienst ein Projekt gestartet: Die Mitarbeiter der Diakonie vermitteln vom Bürostandort Bischofshofen aus Wohnungen im Pinzgau und im Pongau und bringen die künftigen Mieter mit den Vermietern zusammen.

Besonders für Flüchtlinge, die bereits in einem Quartier im Innergebirg untergebracht waren, sei es sinnvoll, dass sie dort bleiben können, sagt die Leiterin des Integrationshauses Salzburg, Susanne Kerschbaumer. "Mit dem Projekt wird der Druck von der Stadt Salzburg genommen", sagt Integrationslandesrätin Martina Berthold (Grüne). "Und die Flüchtlinge können dort leben, wo sie schon Freundschaften geschlossen haben." Ziel sei es, bis zu 400 Menschen jährlich zu beraten. Das Land finanziert das Projekt mit 50.000 Euro.

Mülltrennung

Einige Wohnungen würden bereits zur Verfügungen stehen, für sechs Personen hätte man bereits Wohnungen gefunden, 24 weitere warten derzeit auf eine Vermittlung. Neben der Wohnungsvermittlung helfen die Diakonie-Mitarbeiter den Flüchtlingen bei den Mietverträgen, der Abrechnung der Betriebskosten oder erklären ihnen die Hausordnung und richtiges Mülltrennen.

Wie notwendig eine weiterführende Wohnversorgung für anerkannte Flüchtlinge ist, zeigen die aktuellen Zahlen: Derzeit befinden sich 3200 Flüchtlinge in Salzburg in der Grundversorgung. 2014 wurden insgesamt 300 positive Asylbescheide ausgestellt, heuer waren es im ersten Halbjahr bereits 300. Nach einem positiven Asylbescheid dürfen die Flüchtlinge noch vier Monate in den Quartieren der Grundversorgung bleiben, danach sind sie de facto auf sich allein gestellt und müssen sich selbstständig eine Wohnung suchen. (Stefanie Ruep, Thomas Neuhold, 3.9.2015)