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In "The Punk Singer" (USA 2013) porträtiert Regisseurin Sini Anderson die Sängerin Kathleen Hanna.

Foto: AP/Stephen Chernin
Movieclips Film Festivals & Indie Films

Vöcklabruck – Im (Post-)Punkrock der 1970er und 1980er waren Frauen mehr als schmückendes Beiwerk. Siouxsie & The Banshees, The Slits, The Raincoats, Essential Logic, X-Ray Spex, Lydia Lunch, Bush Tetras, Patti Smith oder Delta 5 schlossen die ästhetische und politische Verweigerungshaltung mit einem selbstbewussten Feminismus kurz, der Konventionen und Sexismus den Mittelfinger zeigte: Provokation, Zorn und das Infragestellen sowie Zerlegen überkommener Haltungen als ästhetische Stilmittel.

Die Filmplattform 4840 Frames beschäftigt sich heute mit musikalisch-visuellen Grenzgängern: zuerst in Gestalt von Videoclips abseits des Mainstreams – man denke an die Kurzfilme eines Stéphane Sednaoui – , danach mit einer Dokumentation, deren Protagonistin die Punkattitüde ästhetisch wie politisch verkörpert. In The Punk Singer (USA 2013) porträtiert Regisseurin Sini Anderson Sängerin und Gitarristin Kathleen Hanna, die mit ihren Combos Bikini Kill, Le Tigre und The Julie Ruin ein eigenes Subgenre des Hardcore und Grunge begründete.

Wie Letzterer entstand auch die Riot-Grrrls-Bewegung im Nordwesten der USA. Dort, in Olympia (Washington), finanzierte sich Hanna ihr Studium Anfang der 1990er als Stripperin und hatte bald genug schlechte Erfahrungen – auch in der Musikszene – mit Machomännern gemacht. Zusammen mit Bikini Kill waren es Bands wie L 7, Babes In Toyland, Sleater-Kinney oder Huggy Bear, die den popfeministischen Diskurs ankurbelten und Tabuthemen wie Vergewaltigung oder Abtreibung in Punkkrachern verhandelten.

In The Punk Singer kommen aber auch Hannas Vorläuferinnen zu Wort. Etwa Joan Jett oder Kim Gordon, die frühere Bassistin von Sonic Youth. Dass auch Männer in dieser feministischen Weltsicht einen Platz haben können, beweist dann Adam Horovitz.

Der Gitarrist der Beastie Boys ist nämlich Hannas Ehemann. Der Film stellt auch die Frage, wie Feminismus und Partnerschaft zusammenpassen. Inzwischen hat sich Hanna von der Bühne zurückgezogen, ihr Einfluss auf Musikerinnen wie Peaches oder Gossips Beth Ditto bleibt ungebrochen. (Gerhard Dorfi, 3.9.2015)