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Das erfreuliche Ergebnis einer aktuellen Studie: Truvada kann einer Studie zufolge besonders gefährdete Menschen vor einer HIV-Infektion schützen. Keiner der Studienteilnehmer, die das Medikament eingenommen hatten, wurde im zweijährigen Untersuchungszeitraum HIV-positiv.

Foto: AP/Jeff Chiu

San Francisco – Das Präparat Truvada wurde in den USA von der Arzneimittelbehörde FDA Mitte 2012 monotherapeutisch zur Präexpositionsprophylaxe für HIV-Negative zugelassen. Das bedeutet konkret: Wer täglich Truvada einnimmt, kann sich nach sieben Tagen nicht mehr mit HIV infizieren. Eine wirksame Waffe gegen die epidemische Ausbreitung von HIV, argumentierten die Befürworter. Ein Rückschritt in der HIV-Prävention, der zum Verzicht auf "Safer Sex" animiere – und damit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Tür und Tor öffne –, kritisierten Skeptiker.

Nun ist die Debatte um das umstrittene Präparat um eine Studie reicher: Von 657 Teilnehmern, die das Medikament seit mindestens zwei Jahren einnahmen, habe sich niemand mit dem Erreger infiziert, berichten Mitarbeiter der privaten Krankenkasse Kaiser Permanente in der Zeitschrift "Clinical Infectious Diseases".

"Das sind sehr zuverlässige Daten", sagte der Epidemiologe Jonathan Volk, der die Untersuchung leitete. "Das zeigt uns, dass die Medikamente selbst in Gruppen mit hohem Risiko wirken."

Weniger "Safer Sex"

Truvada wird zur HIV-Therapie eingesetzt, soll aber auch dafür sorgen, dass sich Menschen erst gar nicht mit dem Erreger infizieren. Das Mittel wird etwa Personen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko verabreicht – zum Beispiel Partnern von HIV-Infizierten.

Der "New York Times" zufolge handelte es sich bei den Studienteilnehmern fast ausschließlich um homosexuelle Männer, die durch die Einnahme von Truvada weniger häufig Kondome benutzt hätten. In dieser Gruppe kam es tatsächlich zu keiner HIV-Infektion, allerdings stiegen die Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten.

Kein HIV, aber andere Geschlechtskrankheiten

Von den 657 Probanden, denen die Tabletten verabreicht wurden, haben 84 Prozent wechselnde Geschlechtspartner angegeben, berichtet die "New York Times". Etwa die Hälfte von ihnen habe sich im Zeitraum der Untersuchung mit Geschlechtskrankheiten infiziert – aber nicht mit HIV. 40 Prozent von 143 befragten Teilnehmern gaben an, dass sie nun weniger Kondome benutzen.

Zu ähnlichen Ergebnissen war bereits eine britische Studie gekommen. Allerdings wurde diese abgebrochen, weil man der Kontrollgruppe, die ein Placebo bekommen hatte, aus ethischen Gründen nicht das Medikament vorenthalten wollte.

Ein weiteres Problem: der Preis des Präparats. 30 Tabletten, also eine Monatsdosis, kosten in den USA mehr als 1.400 Dollar (1.244 Euro). (APA, dpa, red, 4.9.2015)