Lieber mehr Freizeit, als einen Bonus – sagten 34 Prozent einer Online-Umfrage. Die Freizeitoption wird auch in Realität gerne genutzt – die Arbeiterkammer fordert deswegen eine Ausweitung dieser Option.

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Das Jobportal karriere.at hat 528 Arbeitnehmer gefragt: Was ist wichtiger? Freizeit oder mehr Gehalt? 39 Prozent der Umfrageteilnehmer sind dabei der Meinung, dass Freizeit durch Geld nicht ersetzt werden kann. Fast genauso viele, nämlich 36 Prozent, finden, dass Urlaubstage ein optimaler Benefit für Mitarbeiter sind – wenn die Bezahlung ansonsten in Ordnung ist. Nur 15 Prozent der Befragten tendieren eher zu Geld als Extra-Leistung des Unternehmens, mit der Einschränkung, dass sich die dafür nötigen Überstunden "im Rahmen" halten müssen. Zehn Prozent geben an, dass nur Bares Wahres ist.

Geänderte Rahmenbedingungen

Auf Seite der Unternehmensvertreter (208 Umfrageteilnehmer) wisse man ebenfalls über den Wert der Freizeit für Arbeitnehmer Beischeid, heißt es bei karriere.at: So glaubt die Mehrheit (55 Prozent) der HR-Manager, Unternehmer und Führungskräfte an Urlaubstage als Zusatzleistung. Rund jeder fünfte Befragte (19 Prozent) findet, dass Freizeit durch Geld nicht ersetzt werden kann. 18 Prozent tendieren zu monetären Anreizen, bei mäßigen Überstunden. Und die acht Prozent entschieden sich für die Antwort, dass der gesetzliche Urlaub ausreicht und Geld die härteste Benefit-Währung ist.

Laut karriere.at-Geschäftsführer Jürgen Smid heiße das aber keinesfalls, dass Arbeitnehmer – auch die Unternehmensvertreter – weniger arbeiten wollen. Das Ergebnis dürfe man nicht falsch interpretieren: "Das Ergebnis zeigt, dass geänderte Rahmenbedingungen, wie etwa die Notwendigkeit, Job und Familie unter einen Hut bringen zu müssen, ein höheres Maß an zeitlicher Flexibilität erfordern."

Freizeitoption auch beliebt

Der Wunsch nach Freizeit ist nicht nur in der Umfrage, sondern auch schon in der Realität zu erkennen: Die so genannte Freizeitoption wurde von den Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp erstmals im Jahr 2013 für die Arbeiter und Angestellte im Kollektivvertrag der Elektro- und Elektronikindustrie abgeschlossen. Heuer konnte diese bereits zum dritten Mal in dieser Branche vereinbart werden und als grundsätzliches Gestaltungsmodell auf zehn Jahre abgeschlossen werden.

Ausbau Schritt für Schritt

Inzwischen gibt es die Option auch für andere Branchen, wie etwa in der Fahrzeugindustrie, der Bergbau und Stahlindustrie sowie in der Papierindustrie. "Es gibt eine Reihe von Handlungsfeldern, um Arbeit so umzuverteilen, dass einerseits die Work-Life-Balance der Beschäftigten verbessert werden kann und andererseits mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können – auch die Freizeitoption gehört dazu", sagen Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer und der stellvertretende GPA-djp-Chef Karl Proyer. Die Freizeitoption werde auch in der Herbstlohnrunde der Metaller eine wichtige Rolle spielen, ließ die Gewerkschaft per Aussendung wissen.

Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit in Österreich drängt auch die Arbeiterkammer darauf, verschiedene Möglichkeiten der Arbeitszeitverkürzung und Umverteilung der Arbeit "offensiv anzudenken". Die "Freizeitoption" soll in weitere Kollektivverträge aufgenommen werden. (lhag, 17.9.2015)