Es soll ja Leute geben, die Wandern auf Straßen als eintönig empfinden. Da kann die Landschaft noch so schön sein – wie etwa im Lignitztal nördlich von Mariapfarr. Dort nahm einem früher der Tälerbus einen Gutteil des Schotterstraßenhatschers bis zum Lignitzsee im Talschluss ab. Heute nicht mehr.

Weil Radfahren im Lignitztal erlaubt ist, heißt die Alternative "bike and hike": Zuerst geht es auf einer Mountainbikestrecke – "Lignitz-Route" – bis zur Hinteren Lignitzalm. Das spart immerhin rund drei Kilometer Straßenmarsch. Von dort gelangt man zu Fuß auf einem Wanderweg zum Lignitzsee in den Schladminger Tauern.

Foto: Uwe Grinzinger

Wir starten die Bike-Etappe auf einem Parkplatz am Eingang ins Lignitztal, kurz vor der Vorderen Zehnerhütte. Der Routenverlauf ist denkbar simpel: einfach auf der Schotterstraße immer weiter ins Tal hineinstrampeln. Da hier weder besonders ruppige Abschnitte noch extreme Steigungen warten, ist im Normalfall nicht einmal ein Mountainbike nötig. Ein robustes Straßenrad reicht auch.

Foto: Uwe Grinzinger

Ab der Hinteren Lignitzalm (1.560 m) besteht Fahrverbot. Wir rüsten daher bei der Alm auf Wanderschuhe um und marschieren auf der Straße weiter ins Tal hinein. Nach rund 1,4 Kilometern auf 1.640 Meter Seehöhe zweigen wir nach rechts auf einen Wanderweg ab – Tafeln: "Lignitzsee", "Lignitzhöhe". Auf diesem Weg gewinnen wir im lichten Wald rasch an Höhe, bevor es wieder recht gemütlich ins Tal hineingeht. Das verschafft uns ausreichend Gelegenheit, um die Vegetation zu bestaunen: Der herbstlich gelb-orange Vorhang der Lärchen schmückt bereits die Almwiesen.

Vorbei am Ödkar

Das geologisch geschulte Auge erkennt zur Linken heute noch die Spuren jenes infernalischen Bergsturzes, der sich in der Christnacht 1768 ereignete. Die nordöstlich unter dem Hundstein liegende Alm wurde dabei vermutlich von rund einer Million Kubikmeter Fels bis zu 50 Meter hoch verschüttet – und wird seitdem Ödkar genannt.

Foto: Uwe Grinzinger

Wir dagegen wandern über satte Almweiden weiter zum Lignitzsee (1.965 m), untermalt vom Pfeifen der Murmeltiere. Der Abstieg und die Abfahrt zurück zum Ausgangspunkt erfolgen auf derselben Route. (Uwe Grinzinger, 18.9.2015)