Rabat – Ein nach mehr als 13 Jahren aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo freigelassener Marokkaner ist in seiner Heimat erneut festgenommen worden. Wie die marokkanische Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilte, wurde Younis Chekkouri direkt nach seiner Überstellung von Guantanamo am Mittwoch in Gewahrsam genommen. Gegen ihn werde wegen Terrorismusverdachts ermittelt.

Aus dem US-Verteidigungsministerium hatte es am Donnerstag geheißen, Chekkouri sei am Mittwoch nach Marokko überstellt worden. Demnach stimmten sich die US-Behörden mit der marokkanischen Regierung über die Rückführung ab. Dabei seien sowohl Sicherheitsaspekte berücksichtigt als auch eine "humane" Behandlung des 47-jährigen Gefangenen nach der Rückkehr in sein Heimatland vereinbart worden.

Noch 115 Gefangene in Guantanamo

In dem auf einem US-Militärstützpunkt in Kuba gelegenen Lager sitzen nun noch 115 Gefangene. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA hatte der damalige US-Präsident George W. Bush das Lager für Terrorverdächtige und Gefangene aus dem Afghanistan-Krieg einrichten lassen.

Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass die Insassen über Jahre ohne rechtsstaatliche Verfahren festgehalten werden und oft noch in Guantanamo bleiben, nachdem sie als ungefährlich eingestuft wurden. US-Präsident Barack Obama hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2009 die Schließung des Lagers versprochen, scheiterte damit aber bisher.

Nach Ansicht von Pentagon-Chef Ashton Carter soll etwa die Hälfte der Guantanamo-Häftlinge für immer hinter Gittern bleiben. Die US-Behörden erwägen derzeit die Verlegung von Guantanamo-Insassen in die USA, etwa in das Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas. Obama hat noch bis Anfang 2017 Zeit, sein Versprechen zu erfüllen. Dann endet seine Präsidentschaft nach zwei Amtszeiten. (APA, 20.9.2015)