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Foto: reuters/rellandini

Pro
von Karin Tzschentke

Im Laufe des Lebens verblasst vieles. Allem voran Erinnerungen. Zum Beispiel an die (vermeintlich) große Liebe. Nicht verblasst hingegen das rote Herzerl oder gar das Antlitz des Begehrten inklusive dessen Namen, das als Beweis unendlicher Zuneigung unter Schmerzgestöhn mit farbiger Tinte und Nadel unter die Haut ging. Doch was, wenn Paul an die Stelle von Maximilian tritt? Noch ein Herzerl? Den Namen überschreiben?

Und erst diese angeblichen erotischen Körperkunstwerke, die vor 20 Jahren massenweise rücklings aus Bikinitangas oder hautengen Hüfthosen herausstachen.

Zig Jahre danach ähneln die nun von Hüftgold begrenzten Tätowierungen mehr verschüttetem Rotwein auf alten Lederpolstern denn schmucker Hautzier. Will Frau sich damit wirklich ein Leben lang zum unweigerlichen Gespött machen?

Da kann es doch nur eins geben: Bye-bye Arschgeweih, ich geb' dich zum Lasern frei. Out bist du mein Steiß-Tattoo. Unsere Jahre sind vorbei. (© Ina Müller, die bereits 2006 gegen die Pokrönung ansang).

Kontra
von Lara Hagen

Der Blick auf den Körperschmuck aus Tinte ist nicht immer schön. Stirnrunzeln. "Das hat mir damals wirklich gefallen?" Verblasst und unaufregend, aber noch immer sind sie da, die Zeichnungen und Sprüche, die bei Betrachtern immer noch das obligatorische und unter Tätowierten verhasste "Und was hat das für eine Bedeutung für dich?" hervorrufen. Da spielt man schon mal mit dem Gedanken, alles ungeschehen zu machen.

Aber nicht lange. Schnell wird das Stirnrunzeln zum Schmunzeln, wenn man sich an "damals" erinnert und was man unbedingt "für immer" an sich tragen wollte.

Ob feuchtfröhliche Maturareise, Urlaub mit dem Verflossenen oder Konzertbesuch der jetzt nicht mehr so heißgeliebten Lieblingsband – ein nachdenklicher Blick auf den Tintenschmuck wirkt wie eine Zeitmaschine. Wer will sich das schon weglasern lassen?

Und außerdem: Der Spezies "Was bedeutet dein Tattoo für Dich" beim nächsten Treffen auch noch zu erklären, was es mit dem Verschwinden auf sich hat? Nein danke. (Rondo, 25.9.2015)